Ach ja, Weihnachten ist die schöne Zeit des Schenkens. Das alljährliche Paradies für Schenktalente. Aber für viele auch Stress oder zumindest Unwohlsein. Denn Schenken ist eine menschliche Handlung voller Tücken. Im Bundesgesetzbuch klingt es noch einfach: Eine Schenkung ist eine Zuwendung, durch die jemand aus seinem Vermögen einen anderen bereichert, und zwar unentgeltlich. Es kostet den Beschenkten also nichts? Weit gefehlt.
Ein Geschenk enthält immer eine mehr oder weniger geheime soziale Botschaft.

Als ein Großmeister des Nachdenkens über das Schenken gilt der französische Soziologe und Anthropologe Marcel Mauss. Vor fast hundert Jahren erschien sein Grundlagenwerk „Essai sur le don“ (deutsche Ausgabe „Die Gabe“), in dem er in bester Wissenschaftsmanier, nämlich anhand umfangreicher vergleichender Untersuchungen den Gabentausch archaischer Stammesgesellschaften im Südpazifik und in Nordwestamerika studiert und den Zusammenhang des Schenkens mit der gesellschaftlichen Ordnung darlegt.
Merke nach Mauss: Die Gabe ist niemals rein!
Schenken ist demnach ein Konstrukt aus Geben, Empfangen und immer irgendeiner Form der Gegengabe. Es kostet also doch etwas. Man muss etwas zurückgeben und mal ehrlich: Selbst von den unschuldigsten Beschenkten, den Kindern, werden wenigstens Freude und ein Danke als Gegengabe erwartet. Fortgeschrittene kindliche Empfänger revanchieren sich sogar mit Selbstgebastelten oder -gemaltem. So lernen wir es von klein auf und für die meisten fühlt sich das richtig an. Oder manchmal eben irgendwie falsch.
Die Frage ist nämlich bei jedem Geschenk: Was da wohl drinnen ist? Schauen wir doch mal genauer rein.
Was da wohl drinnen ist – Kapitel eins: Zusammenhalt
Mauss beschreibt unter anderem die Geschenketausch-Rituale indigener Insel-Bewohner im Südpazifik. Er bezieht sich auf den polnischen Anthropologen Bronislaw Malinowski, der als teilnehmender Beobachter wusste, wovon er redet: Er lebte lange Zeit auf den Trobriand-Inseln in Melanesien.
Der Kula:
Zwischen den kreisförmig angeordneten Inseln der Ureinwohner herrschte reger Bootsverkehr. Neben dem Handel mit Waren, die bewertet und verbraucht wurden, gab es auch einen Geschenkeaustausch, dessen Sinn uns nicht sofort erschließt: den Kula. Von Insel zu Insel wurden nur zwei bestimmte Arten von Muschelschmuck ausgetauscht: Ketten im Uhrzeigersinn, Armbänder gegen den Uhrzeigersinn. Wer eine Kette gegeben hat, bekommt einen Armreif und umgekehrt. Diese Gabe wird aber nicht behalten, sondern erneut weitergegeben. Nach einem „Umlauf“ um die Inselgruppe beginnt es von Neuem. Es entsteht ein Geben und Nehmen, das für langfristig friedvolle soziale Beziehungen sorgt.
Das ritualisierte Schenken im Kula-Tausch verkörpert die Magie des Schenkens: Schenkende und Empfänger verbindet ein unsichtbares, aber mächtiges soziales Band. Im Kula gibt es keinen Konflikt über Art oder Wert des Geschenks. Das Geschenk ist immer eine gute Gabe.
Dieses Gefühl, ein Geschenk sowohl nach Anstand und Sitte anzunehmen, aber auch sich revanchieren zu wollen – leben wir als gesellschaftlich integrierte Wesen nicht alle im Kula-Ring?
Leider ist bei uns der weihnachtliche Geschenketausch wesentlich komplizierter als der Durchlauf von Muschelarmbändern und -ketten. Wir haben schon alles, uns fällt nichts ein, dieses ist zu klein, jenes zu groß. und besorgen muss ich es auch noch. Daher herrscht in manchen Familien die sachliche Devise:
Wir schenken uns nichts.
Aber Vorsicht: Das Gefühl menschlicher Wärme, das soziale Band des Schenkens verschwindet. Vielleicht gibt es auch das Band des Nichtschenkens, aber die Sache hat einen Haken: Insgeheim fühlt sich der eine oder andere unwohl, denn er spürt, dass man eigentlich aus dem friedenstiftenden Kula-Ring nicht aussteigen sollte. Und so geschieht‘s, dass einer doch ein Geschenk aus der Tasche zaubert und der mottotreue nichtschenkende Empfänger keine Gegengabe hat. Es entstehen doch wieder Gefühle, aber gewiss keine guten.
Nach den Erzählungen unserer Altvorderen gab es in der „schlechten Zeit“ zwischen all den Habenichtsen auch eine spezielle Art des Schenkens: Mitgebrachte Präsente wurden nicht etwa konsumiert, sondern feinsäuberlich aufbewahrt und bei nächster Gelegenheit weitergeschenkt. Der Nächste machte es genauso, der Übernächste auch. Da konnte es schon mal passieren, dass einer sein eigenes Geschenk wieder in den Händen hielt. Der Kula der Nachkriegszeit.
Eine mögliche Botschaft des Schenkens ist zudem der Ausdruck der Solidarität. Das gilt in der Familie – junge Eltern werden unterstützt – oder auf der großen Ebene – ein Staat in der Krise erhält Zuwendungen von Regierungen anderer Staaten. Wir sind nicht naiv. Auch hier wird stets die Gegengabe erwartet: Bei Geschenken an die lieben Kleinen wenigstens etwas wohlwollende Zurkenntnisnahme. Beim Staat erwartet man politische Gewogenheit und diplomatische Freundschaft.
Hiermit nähern wir uns bereits den dunkleren Botschaften einer Gabe, dem strategischen Erwarten der Gegengabe.
Was da wohl drinnen ist – Kapitel zwei: Bestechung
Weit in der Vergangenheit finden wir die Opfergabe an die Götter, damit diese dem Gebenden ein gutes Schicksal liefern (Schutz, günstiges Wetter, Kriegsglück etc.).
Bei politischen Geschenken von Land zu Land geht es eben nicht nur um diplomatische Freundschaft, sondern um Einfluss. „Oh, wie aufmerksam“ dachte wohl die österreichische Außenministerin, als sie die Juwelen des Russenchefs annahm, vor dem sie auch gerne mal artig knickste. Das Ergebnis dieses nicht ganz so reinen Geschenks: Ministerin nicht mehr im Amt, Saphire im Wiener Staatstresor.
Die Einladung für den Journalisten, die Luxusreise zum Kongress für den Arzt: Nein, diese Gaben sind ganz und gar nicht rein. Und wer dabei Assoziationen zu dem Geschenke- und Leistungstausch des Amici-Systems – eine Hand wäscht die andere – bekommt, liegt vermutlich richtig. Auch „Gesellschaften“ wie mafiöse Organisationen beruhen auf einer Art Kula-System der Gegenseitigkeit. Also Vorsicht vor dem unmoralischen Angebot. Aus solchen Kula-Ringen kommt man – wenn überhaupt – selten unbeschädigt raus.
Was da wohl drinnen ist – Kapitel drei: Überlegenheit
Schenken von oben herab kann zunächst ganz harmlos aussehen wie das philosophische Buch, überreicht mit dem Hinweis, dass man selbst von dem Autor nicht genug lesen kann. Der Schenkende könnte gleich offen sagen: „Ich bin schlauer als du.“
Doch rein materiell betrachtet: Wer hat, der kann doch auch geben. Und der großzügige Spender, Gastgeber, Schenkende erhält doch auch Gegengaben wie Prestige und Respekt. Schließlich kann Generosität ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit sein.
Bei wirtschaftlicher Ungleichheit zwischen Geber und Empfänger ist ein generöses Geschenk also durchaus willkommen und angemessen, oder? Kommt darauf an. Der Beschenkte könnte sich beschämt fühlen.
Das hat der wohlsituierte Protagonist eines Prosagedichts von Charles Baudelaire berücksichtigt. Statt einem Bettler Almosen zu geben, schlägt er auf den Unglücklichen ein, bis dieser endlich ordentlich zurückprügelt. Erst dann empfindet der reiche Geber die Würde des armen Empfängers wiederhergestellt und überreicht dem „Gleichgestellten“ die Geldgabe. Zugegeben, das ist ein sehr männlicher Ansatz. Belassen wir es lieber beim Gedankenexperiment.
West-Ost-Geschenke
Wir Ältere erinnern uns noch an die „Westpakete“, die Bundesrepublikaner in den Sechzigerjahren an Familien in Ostdeutschland geschickt haben. Die West-Ost-Post – politisch gewollt und öffentlich unterstützt – mit den schönen Sachen des kapitalistischen Wirtschaftssystems, dem kräftigen Westkaffee, der leckeren Westschokolade, kam immer mit Beigeschmack an: Liebe Leute drüben, Ihr habt es nicht geschafft. Ein System der Gegengabe war nicht vorgesehen. Es war wohl kaum jemand bewusst, dass sich die Ost-Empfänger mit einer materiellen Revanche in Richtung Westen – zum Beispiel mit einem Paket voll köstlicher Spreewaldgurken – womöglich viel besser gefühlt hätten.
Was da wohl drinnen ist – Kapitel vier: Macht
Von der mitgeschenkten Botschaft der Überlegenheit geht es fließend über in das Schenken als Ausdruck von Macht.
Das funktioniert auf einer individuellen Ebene zum Beispiel bei willkürlich entschiedenen familiären Nachfolgeregungen oder Erbverteilungen. Doch zurück zu den Studien über die Gabe bei Marcel Mauss: Der Anthropologe studierte auch indigene Stämme an der Westküste Nordamerikas, zum Beispiel das kriegerische Volk der Kwakiutl. Wir erfahren, wie rituelles Schenken bei archaischen Gesellschaften nicht nur friedvolle Bande, sondern auch ausufernde Machtkämpfe bestimmte. Potlatch heißt der systematische Geschenkeaustausch bei diesen indianischen First Nations. Ein Potlatch-Fest besteht nicht aus einem friedfertigen kreisförmigen Geben und Weitergeben wie beim Kula, sondern aus wahren Geschenkeschlachten. Assoziationen an manchen modernen Wohlstands-Gabentisch sind möglich. Merry Potlatch sozusagen.
Der Potlatch:
Beim Potlatch-Treffen – nicht zu verwechseln mit unserer Potluck-Party – versuchten die Stämme, sich gegenseitig mit Geschenken zu übertreffen, um ihren Reichtum und ihre soziale Machtstellung darzulegen. Bei ekstatischen Festen wurden die Gaben nicht geehrt wie beim Kula der Melanesier. Vielmehr ging es in geschenkekämpferischer Absicht darum, den empfangenen Reichtum wieder zu vernichten (will sagen: wir sind so reich, eure Geschenke haben wir nicht nötig). Die Häuptlinge ließen wertvolles Kupfer und Lebensmittel ins Meer werfen oder sogar Sklaven töten.
Bei den Zerstörungsorgien ging es auch um die Verehrung der Ahnen und die allgemeine Weltordnung. Die Indigenen hatten das große Ganze im Auge und teilten keineswegs die westliche Interpretation als Verschwendung. In der Folge wurden kaum Reichtümer angehäuft, aber manche prestigeträchtige Schenkende und Geschenkevernichter ruiniert.
In unserer Gesellschaft sind es eher Mechanismen des Marktes, die Überfluss vernichten. Man denke an nicht verkaufte Lebensmittel auf dem Müll, Dekadenz des Wohlstands und Übersättigung mit Waren, die anderswo fehlen.

Vor dem Hintergrund des unguten Schenkwettbewerbs kann man sich übrigens auch eine Meinung zum Überschenken bei Kindergeburtstagen bilden. Die kleinen Gäste bringen heutzutage nicht nur Geschenke für das Geburtstagskind mit, sondern erhalten zum Abschied selbst ein Geschenk. Diese Art Kinder-Potlatch gab es in meiner Baby-Boomer-Kindheit nicht, mitgegeben wurde allenfalls übriggebliebene Torte. Da ging es um Verwendung, nicht Verschwendung.
Was da wohl drinnen ist – Kapitel fünf: Empathielosigkeit
Man schenkt, was einem selbst gefällt (das war nur bei meiner Katze zu entschuldigen, die mir ab und zu eine tote Maus geschenkt hat) oder man schenkt einfach irgendwas. Ein schönes Beispiel für ein Geschenk ohne Rücksicht auf den Beschenkten ist das Ohr des Vincent van Gogh. Er soll sein Ohr nicht nur abgeschnitten, sondern auch seiner Lieblings-Prostituierten geschenkt haben, die nach dem Blick auf die blutverschmierte Gabe in Ohnmacht fiel. Er wollte der Überforderten möglicherweise etwas sehr Persönliches schenken, aber hätte er ihr nicht einfach etwas basteln oder – nun ja – malen können?
Was lernen wir? Egal, wie groß oder klein, bescheiden oder generös das Geschenk ist, wer echte Freude bereiten will, versetze sich in den Beschenkten, so gut es geht.
Was da wohl drinnen ist – Kapitel sechs: Feindschaft
Es muss nicht das vergiftete Hochzeitsgeschenk der Medea (dazu unten mehr) sein. Aber dank der tief verankerten gesellschaftlichen Pflicht, dass Geschenke angenommen werden, kann man mit finsteren Hintergedanken etwas völlig Unangemessenes oder Unerwünschtes schenken. Hab ich auch schon gemacht. Als mir mein Jugendfreund den Laufpass gegeben hatte, schenkte ich seiner von mir in Sippenhaft genommenen Familie zum Abschied das häßlichste Geschenk, das ich finden konnte: ein Strohblumengesteck in einem Porzellankrug mit Sprung (Verletzung!). Armselig, aber ich war jung und brauchte das.
Das Rache-Geschenk
Das miese Geschenk schenkt man also zum Beispiel aus Rache. Mehr geht nicht als bei der mythologische Gestalt der Hohepriesterin Medea. Sie hatte ihren Clan in Kolchis verlassen, um Jason und seinen Argonauten zu helfen, das Goldene Vlies zu stehlen. Und Jason hatte nichts Besseres zu tun, als nach zehn Jahren Ehe Medea zu verstoßen, um die Königstochter Kreusa zu heiraten. Medea schenkte der Rivalin ein verzaubertes Braut-Outfit, das die Trägerin nach dem Anziehen bei lebendigem Leib verbrannte. Dabei zeigt sich auch, dass beim miesen Schenken eine gute Story wichtig ist, damit der Empfänger nicht skeptisch wird. Medea behauptet, das Kleid sei ein Geschenk ihres Großvaters, und der war kein Geringerer als der Sonnengott Helios. Wer kann dazu schon nein sagen?

Das Danaergeschenk
Eine tolle Story hat auch die Trojaner veranlasst, den absoluten Klassiker des miesen Geschenks anzunehmen. Ein Grieche namens Sinon gab sich als von den eigenen Leuten verfolgt aus und erklärte, dass das große Holzpferd da draußen vor der Stadt eine Gabe für Athene ist. Wer es ihr weiht, genießt ihren göttlichen Schutz. Also hörten die Trojaner weder auf die Warnungen ihrer seherischen Königstochter Kassandra noch auf ihren klugen Priester Laokoon („Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen.“). Danaer war die Bezeichnung für Griechen, daher wird ein mieses Geschenk auch Danaergeschenk genannt. Der Rest ist allgemein bekannt: Tor auf, Pferd rein, Tor zu. Die eingeschmuggelten Griechen verließen des Nachts den Pferdebauch und öffneten die Tore fürs Heer. Ende von Troja.
Was da wohl drinnen ist – Kapitel sieben: Die Absicht, etwas loszuwerden
Man möchte mal ausmisten und gleichzeitig andere beglücken. Beim öffentlichen Bücherschrank eigentlich eine schöne Kula-Idee, sofern der Gebende auch wieder ein Buch mitnimmt. Unschön wird es allerdings, wenn der Geber seinen überflüssigen Bestand vor den vollen Schrank kippt, wo die Bücher im Regen aufs Ekligste aufweichen. Wann ist abgelegtes Zeug ein Geschenk? Wenn es noch jemand brauchen kann. Wenn nicht, ist es Müll. Auch in Afrika
Was da wohl drinnen ist – Kapitel acht: Betrug
Heißbegehrt, aber heiße Luft: Mit nur vermeintlich erstrebenswerten Gaben vergeht sich so mancher Geber an der edlen Reziprozität des Gabentausches. Das gehört leider auch zum sozialen Miteinander bzw. Gegeneinander. Da wäre beispielsweise die Louis-Vuitton-Tasche, die in Wahrheit eine Fälschung made in Hongkong ist. Spanische Eroberer nutzten das Faible für Perlenketten der Ureinwohner und gaben Tand für die Gegengabe Land. Nicht nur zur Weihnachtszeit funktioniert die perfide Form des „Do ut des“ (lateinisch für „Ich gebe, damit du gibst“) in der Geschenkankündigung als Marketingtrick (Buy one, get one free). Und die „geschenkten“ Social-Media- oder sonstigen Apps bezahlen wir unbewusst mit unseren wesentlich wertvolleren Daten.
Der Blick in Schenkökonomien und Gabenethik sollte uns nun nicht die Weihnachtsstimmung verderben. Aber vielleicht hilft er, das eine oder andere Gefühl in unseren modernen Kula- und Potlatch-Varianten besser zu verstehen. Fröhliches Fest!
English version
Giving gifts – are you the Kula- or the Potlatch-type?
Christmas is the wonderful time of year for giving gifts. It’s an annual paradise for those with a talent for gift-giving. But for many, it’s also a stressful time, or at least a time of unease. Because gift-giving is a human activity fraught with pitfalls. In the Federal Code, it sounds simple: a gift is a donation through which someone enriches another person from their own assets, free of charge. So it costs the recipient nothing? Far from it.
A gift always contains a more or less secret social message.
French sociologist and anthropologist Marcel Mauss is considered a grand master of reflection on gift-giving. Almost a hundred years ago, he published his seminal work “Essai sur le don” (English edition: “The Gift”), in which he studied the gift exchange of archaic tribal societies in the South Pacific and Northwest America in the best scientific manner, namely by means of extensive comparative studies, and explained the connection between gift-giving and social order.
According to Mauss, the gift is never pure!
Giving is therefore a construct of giving, receiving, and always some form of reciprocity. So it does cost something after all. You have to give something back, and let’s be honest: even from the most innocent recipients, children, at least joy and a thank you are expected in return. Advanced child recipients even reciprocate with something they have made or painted themselves. This is what we learn from an early age, and for most of us it feels right. Or sometimes just somehow wrong.
The question with every gift is: What’s inside? Let’s take a closer look.
What’s inside – Chapter One: Cohesion
Among other things, Mauss describes the gift-giving rituals of indigenous islanders in the South Pacific. He refers to the Polish anthropologist Bronislaw Malinowski, who knew what he was talking about as a participant observer: he lived on the Trobriand Islands in Melanesia for a long time.
The Kula:
There was lively boat traffic between the circularly arranged islands of the indigenous people. In addition to trading goods that were valued and consumed, there was also an exchange of gifts whose meaning is not immediately apparent to us: the Kula. Only two specific types of shell jewelry were exchanged from island to island: necklaces in a clockwise direction and bracelets in a counterclockwise direction. Whoever gave a necklace received a bracelet and vice versa. However, this gift was not kept, but passed on again. After one “circuit” around the archipelago, the process begins again. A process of give and take emerges, ensuring long-term peaceful social relations.
The ritualized gift-giving in the Kula exchange embodies the magic of gift-giving: givers and recipients are connected by an invisible but powerful social bond. In Kula, there is no conflict over the type or value of the gift. The gift is always a good gift.
This feeling of accepting a gift in accordance with custom and decency, but also wanting to reciprocate—as socially integrated beings, don’t we all live in the Kula ring?
Unfortunately, the exchange of Christmas gifts is much more complicated than passing around shell bracelets and necklaces. We already have everything, we can’t think of anything, this is too small, that is too big, and I have to go out and buy it. That is why some families have adopted the practical motto:
We don’t give each other gifts.
But be careful: the feeling of human warmth, the social bond of gift-giving, disappears. Perhaps there is also a bond created by not giving gifts, but there is a catch: secretly, some people feel uncomfortable because they sense that one should not break with the peace-promoting Kula ring. And so it happens that someone pulls a gift out of their pocket after all, and the recipient, faithful to the motto of not giving gifts, has nothing to give in return. Feelings arise again, but certainly not good ones.
According to the stories of our ancestors, in the “bad times” between all the have-nots, there was also a special kind of gift-giving: gifts that were brought were not consumed, but carefully stored and given away at the next opportunity. The next person did the same, and the next after that. It could even happen that someone ended up with their own gift back in their hands. The post-war kula.
Another possible message behind gift-giving is an expression of solidarity. This applies within the family—young parents are supported—or on a larger scale—a state in crisis receives aid from other states. We are not naive. Here, too, a return gift is always expected: in the case of gifts to loved ones, at least some benevolent acknowledgment. From the state, political goodwill and diplomatic friendship are expected.
This brings us closer to the darker messages of a gift, the strategic expectation of a return gift.
What could be inside – Chapter two: Bribery
Far back in the past, we find offerings to the gods to ensure good fortune for the giver (protection, favorable weather, success in war, etc.).
Political gifts between countries are not just about diplomatic friendship, but also about influence. “Oh, how thoughtful,” thought the Austrian foreign minister when she accepted jewels from the Russian leader, before whom she was fond of curtsying. The result of this not quite so pure gift: the minister is no longer in office, and the sapphires are in the Vienna State Treasury.
The invitation for the journalist, the luxury trip to the convention for the doctor: no, these gifts are not pure at all. And anyone who associates this with the exchange of gifts and services in the Amici system – one hand washes the other – is probably right. Even “societies” such as mafia organizations are based on a kind of kula system of reciprocity. So beware of immoral offers. It is rare to emerge from such kula rings unscathed, if at all.
What’s inside – Chapter three: Superiority
Giving gifts from a position of superiority can initially seem quite harmless, such as presenting someone with a philosophical book with the comment: „I can’t get enough of this author’s work“. The giver could just as easily say, “I’m smarter than you.”
But from a purely material point of view, those who have can also give. And the generous donor, host, or gift-giver also receives something in return, such as prestige and respect. After all, generosity can be a step toward justice.
In cases of economic inequality between the giver and the recipient, a generous gift is therefore welcome and appropriate, right? It depends. The recipient might feel ashamed.
The well-to-do protagonist of a prose poem by Charles Baudelaire took this into account. Instead of giving alms to a beggar, he beats the unfortunate man until he finally fights back properly. Only then does the rich giver feel that the poor recipient’s dignity has been restored and hands over the money to his “equal.” Admittedly, this is a very masculine approach. Let’s leave it at a thought experiment.
West-East gifts
We older folks still remember the “Westpakete” (West packages) that West Germans sent to families in East Germany in the 1960s. The West-East mail – politically motivated and publicly supported – containing the wonderful things of the capitalist economic system, strong West German coffee, delicious West German chocolate, always came with a bitter aftertaste: Dear people over there, you didn’t make it. A system of reciprocity was not intended. Hardly anyone realized that the recipients in the East might have felt much better if they had been able to repay the West with a material gift – for example, a package full of delicious Spreewald gherkins.
What’s inside – Chapter four: Power
From the message of superiority that comes with gift-giving, we move smoothly on to gift-giving as an expression of power.
This works on an individual level, for example in arbitrarily decided family succession arrangements or the distribution of inheritance.
But back to Marcel Mauss‘ studies on gift-giving: the anthropologist also studied indigenous tribes on the west coast of North America, such as the warfare-prone Kwakiutl people. We learn how ritual gift-giving in archaic societies not only determined peaceful bonds, but also excessive power struggles.
Potlatch is the name given to the systematic exchange of gifts among these Native American First Nations. A potlatch festival does not consist of peaceful circular giving and passing on, as in the kula, but of veritable gift battles. Associations with some modern prosperity gift tables are possible. Merry potlatch, so to speak.
The Potlatch:
At Potlatch gatherings – not to be confused with our potluck parties – tribes tried to outdo each other with gifts to demonstrate their wealth and social power. In ecstatic celebrations, the gifts were not honored as they were in the Melanesian kula. Rather, the competitive gift-giving was intended to destroy the wealth received (i.e., we are so rich, we don’t need your gifts). The chiefs had valuable copper and food thrown into the sea or even slaves killed.
These orgies of destruction were also about venerating ancestors and the general world order. The indigenous people had the big picture in mind and did not share the Western interpretation of this as wastefulness. As a result, hardly any wealth was accumulated, but some prestigious gift-givers and gift-destroyers were ruined.
In our society, it is rather market mechanisms that destroy abundance. Think of unsold food in the trash, the decadence of prosperity, and the oversaturation of goods that are lacking elsewhere.
Regarding Potlatch-like gift-giving competitions, one can also form an opinion on excessive gift-giving at children’s birthday parties. Nowadays, young guests not only bring gifts for the birthday child, but also receive a gift themselves when they leave. This kind of children’s potlatch did not exist in my baby boomer childhood; at most, any leftover cake was given away. It was about use, not waste.
What’s inside – Chapter five: Lack of empathy
You give what you like (the only excuse for this was my cat, who occasionally gave me dead mice as gifts) or you just give something. A good example of a gift that shows no consideration for the recipient is Vincent van Gogh’s ear. Not only did he cut off his ear, he also gave it to his favorite prostitute, who fainted when she saw the blood-stained gift. He probably wanted to give the overwhelmed woman something very personal, but couldn’t he have just – well – painted her something?
What can we learn from this? No matter how big or small, modest or generous the gift is, if you want to give someone real joy, put yourself in the recipient’s shoes as best you can.
What’s in there—Chapter Six: Enmity
It doesn’t have to be Medea’s poisoned wedding gift (more on that below). But thanks to the deeply ingrained social obligation to accept gifts, you can give something completely inappropriate or unwanted with sinister ulterior motives. I’ve done it before.
When my teenage sweetheart dumped me, I gave his family, whom I held collectively responsible, the ugliest gift I could find: a straw flower arrangement in a porcelain jug with a crack (injury!). Pathetic, but I was young and needed to do it.
The revenge gift
So, for example, you give a lousy gift out of revenge. You can’t get much worse than the mythological figure of the high priestess Medea. She left her clan in Colchis to help Jason and his Argonauts steal the Golden Fleece. And Jason had nothing better to do than to reject Medea after ten years of marriage in order to marry the king’s daughter Creusa. Medea gave her rival an enchanted wedding dress that burned the wearer alive after she put it on.
This also shows that when giving a nasty gift, it’s important to have a good story so that the recipient doesn’t become skeptical. Before giving it, Medea claims that the dress was a gift from her grandfather, who was none other than the sun god Helios. Who could say no to that?
The Greek gift
It was also a great story that prompted the Trojans to accept the ultimate classic example of a terrible gift. A Greek named Sinon pretended to be persecuted by his own people and explained that the large wooden horse outside the city was a gift for Athena. Whoever consecrated it would enjoy her divine protection.
So the Trojans listened neither to the warnings of their prophetic king’s daughter Cassandra nor to their wise priest Laocoon: I fear the Danaans, even when they bring gifts. Danaans was the name given to Greeks, which is why a bad gift is also called a Danaergeschenk in German (Greek gift). The rest is well known: gates open, horse in, gates closed. The smuggled Greeks left the horse’s belly at night and opened the gates for the army. End of Troy.
What could be inside – Chapter Seven: The intention to get rid of something
You want to clear out your stuff and make someone else happy at the same time. A public bookcase is actually a nice idea, as long as the person giving away the books takes one back. However, it becomes unpleasant when the giver dumps their unwanted books in front of the full bookcase, where they get soaked in the rain and become disgusting. When is discarded stuff a gift? When someone else can still use it. If not, it’s trash. Even in Africa.
What’s inside – Chapter eight: Fraud
Highly sought after, but hot air: with gifts that are only supposedly desirable, many givers abuse the noble reciprocity of gift exchange. Unfortunately, this is also part of social interaction, or rather, social conflict. Take, for example, the Louis Vuitton bag that is actually a fake made in Hong Kong. Spanish conquerors exploited the indigenous people’s fondness for pearl necklaces and gave them trinkets in exchange for land. It is not only at Christmas time that the perfidious form of Do ut des (Latin for I give so that you may give) works as a marketing trick in gift announcements (buy one, get one free). And we unconsciously pay for “free” social media or other apps with our much more valuable data.
Looking at gift economies and gift ethics should not spoil our Christmas spirit. But perhaps it will help us to better understand some of the feelings behind our modern versions of kula and potlatch. Happy holidays!
3 Kommentare
Huch, das ist kompliziert! Dass überhaupt noch jemand wagt, jemandem etwas zu schenken?
Ich jedenfalls bekomme gerne Geschenke aller Art! Nur Mut, Leser!
Ohne Geschenke an Weihnachten geht es halt nicht! Nur essen und Weihnachtsbaum angucken? Einmal probiert. War irgendwie traurig. Ist doch schön, wenn man was auspacken kann und am nächsten Tag noch damit beschäftigt ist, das Schlachtfeld in Ordnung zu bringen.
Allen fröhliche Weihnachten!
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