Thrombose – So erkennen Sie die Zeitbombe im Bein

Fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn und möglichst nichts trinken, um nicht von der vollen Blase zum Gang ins Raststättenklo gezwungen zu werden – gar keine gute Idee. Langes Sitzen mit angewinkelten Beinen und „dickes Blut“ gehören nämlich zu den Risikofaktoren für eine tiefe Beinvenenthrombose*. Dabei bildet sich in einer Vene ein Blutgerinnsel, das sich schlimmstenfalls lösen und zu einer potentiell tödlichen Lungenembolie führen kann. Zirka 100.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich daran. (Quelle: Aktionsbündnis Thrombose) Dabei steht die dritthäufigste Herz-Kreislauf-Todesursache bei weitem nicht so im Fokus wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Leider kommt im Alter noch ein Risikofaktor hinzu: das Alter. Denn bei älteren Menschen ist die Blutgerinnung verstärkt. Grund genug, um sich zu informieren, wie man eine Thrombose rechtzeitig erkennen, behandeln und ihr vorbeugen kann.

So gefährlich sie ist, so schwer ist die tiefere Beinvenenthrombose manchmal auszumachen. Kaum einer denkt an einen potentiell lebensbedrohlichen Notfall, wenn beispielsweise

  • der Fußknöchel vorübergehend angeschwollen ist
  • die Wade oder das Bein mal dicker sind
  • Wade oder Bein sich ungewöhnlich warm anfühlen
  • blaue Flecken auftauchen, ohne dass man sich gestoßen hat, oder
  • man ein Gefühl wie Muskelkater verspürt, obwohl man sich gar nicht sportlich bewegt hat.

Doch all dies sind Symptome für eine mögliche tiefe Beinvenenthrombose. Sollte noch Atemnot, zum Beispiel beim Treppensteigen, hinzukommen, kann dies ein Anzeichen für eine bereits vorhandene Lungenembolie sein. Alle Symptome müssen sehr ernst genommen werden. Das heißt, man sollte sich sofort zum Arzt oder in die Klinik bringen lassen.

Die Gefahr der Lungenembolie besteht, solange das Gerinnsel wächst. Dabei können sich Teile davon lösen und über die Blutbahn zur Lunge wandern, wo sie Gefäße verschließen. Wenn dadurch die Aufnahme von Sauerstoff behindert wird, kann dies lebensbedrohlich sein. Bei Verdacht auf Thrombose und nach der Diagnose über bildgebende Verfahren werden daher zur Akutbehandlung sofort gerinnungshemmende Medikamente wie Heparin verabreicht, um das Wachstum des Propfes zu stoppen. Dann kann der Körper damit anfangen, den Thrombus (griechisch für Klumpen) wieder abzubauen. Der Patient muss außerdem einen Kompressionsverband oder Kompressionsstrümpfe tragen, die durch den erhöhten Druck auf Bein oder Wade das Blut zügiger durch die Vene fließen lassen.

Während des Abbaus des Gerinnsels durch körpereigene Mechanismen besteht leider die Gefahr einer erneuten Thrombose. Daher wird – je nach individuellem Krankheitsbild – die Gabe von Gerinnungshemmern, sogenannten Antikoagulanzien, fortgesetzt, meist drei bis sechs Monate lang, in schweren Fällen jedoch sogar dauerhaft. Dabei müssen die Ursache der Thrombose, die Wiederholungsgefahr und das individuelle Blutungsrisiko berücksichtigt werden, da die verminderte Blutgerinnung auch das Risiko von Blutungen in den Organen oder stärkere Blutung bei Verletzungen birgt. Idealerweise lässt man sich von erfahrenen Experten der Gefäßmedizin sorgfältig beraten und behandeln. Neben gängigen Gerinnungshemmern wie zum Beispiel Marcumar® werden inzwischen neu entwickelte Medikamente wie zum Beispiel Xarelto® für die Folgebehandlung zum Schutz vor neuer Thrombose eingesetzt.

Das sind Risiken für eine tiefe Beinvenenthrombose:

Wer längere Zeit strenge Bettruhe halten muss, kann gefährdet sein. Durch den abgeschwächten Blutfluss bei Bewegungslosigkeit steigt das Risiko, dass sich ein Gerinnsel bildet. Daher kennen viele die Kompressionsstrümpfe von ihrem Krankenhausaufenthalt.

Eine Neigung zur Thrombose kann auch erblich bedingt sein. Falls solche Fälle in der Familie vorgekommen sind, gehört man theoretisch zu den Risikopatienten. Nach einer selbst erlittenen Thrombose lässt sich die genetische Veranlagung durch eine Blutuntersuchung nachweisen.

Als Risikopatienten gelten auch Menschen, die an Krebs erkrankt sind, da Tumoren zu einer erhöhten Blutgerinnung führen können. Andererseits kann eine Thrombose auch auf eine noch nicht erkannte Krebserkrankung hinweisen.

So können Sie vorbeugen:

ThromboseDer Thrombose lässt sich durch alles vorbeugen, was die Durchblutung fördert. Zum Beispiel durch regelmäßige Bewegung. Nehmen Sie die Treppe statt den Fahrstuhl. Fahren Sie öfter Rad statt Auto oder Bus. Oder Sie bringen den Venenfluss durch Tanzen oder Schwimmen in Schwung. Durch den Druck, der durch die Muskelkontraktionen auf die Vene ausgeübt wird, kann das Blut besser strömen. Eine besondere Rolle spielt hierbei die sogenannte Wadenpumpe. Die kann man jederzeit gezielt aktivieren, indem man mehrfach auf dem Vorderfuß auf und ab wippt. Wenn Sie etwa auf einer Reise lange beengt sitzen müssen, machen Sie Fußgymnastik und sorgen Sie für Bewegungspausen. Vorbeugen können Sie auch durch gesunde Ernährung und Normalgewicht. Und denken Sie vor allem daran, viel zu trinken. Zum Beispiel Wasser, Kräutertee oder stark verdünnten Saft. Auch auf der Autobahn.

*Dies ist ein Artikel über ein Gesundheitsthema. Er soll wichtige Informationen liefern, dient aber nicht der Selbstdiagnose oder –behandlung und ersetzt nicht das Gespräch und die Therapie durch Ärztin oder Arzt.

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