Hörbuch – Flow im Ohr

Bei einem Hörbuch liest man mit den Ohren und kann jederzeit abschalten. Nicht nur das Abspielgerät, sondern auch den Alltagsstress. Aber Entspannung findet man doch auch bei einem ganz normalen Buch, oder? Schon, aber: Sich etwas vorlesen zu lassen hat weitere Vorteile: Vielleicht empfindet man, ohne dass es einem bewusst wird, ein wenig von dem Gefühl der Zuwendung, das man als Kind beim Lauschen von Märchen und Geschichten erlebt hat. Und vor allem: Vorgelesen von einer professionellen schönen weiblichen oder männlichen Sprecher- oder Schauspielerstimme bekommt ein literarisches Werk eine neue Faszination.

Hören, was man niemals liest

So kann es passieren, dass man in den Text eines Buches gesogen wird, das man in gedruckter Form nie und nimmer aufgeschlagen hätte. Zum Beispiel den Klassiker, den man eigentlich immer mal lesen wollte und es nie zu tun wagte. Vielleicht steht ein buchstäbliches Großwerk wie Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ schon jahrelang im Regal nach dem Motto „Ein schöner Buchrücken kann auch entzücken“? Die verschlungenen Sätze und detaillierten Beschreibungen Prousts gehen erstaunlich gut ins Ohr, im Hörbuch vorgelesen von dem Schauspieler Peter Matic, dessen außergewöhnliche Stimme die meisten aus dem Film „Gandhi“ kennen. Matic ist der Synchronsprecher von Ben Kingsley.

Hören, wenn man nicht lesen kann

Aber auch Texte, die nach dem Kuss einer etwas leichteren Muse entstanden sind, bringen gehört bisweilen mehr Freude als gelesen. Schließlich kann ein Hör-Flow langweilige Tätigkeiten enorm versüßen und gefühlt verkürzen. Der Hausputz wird mit Krimi im Ohr gleich viel spannender. Und wenn beispielsweise Wolf Haas in seinem Hörbuch „Brennerova“ den Leser höchstpersönlich mit „Du“ und österreichischem Akzent anspricht, darf eine Autofahrt gerne so lang sein wie die unterhaltsame Geschichte. Auch beim  „Runterkommen“ am Abend kann ein Hörbuch – „gelesen“ bei Dämmerlicht oder geschlossenen Augen – beste Dienste leisten.

Hörbuch mit Hörspieleffekten

In manchen Hörbüchern sorgen nicht nur der Sprecher oder die Sprecherin für das Extra-Leseerlebnis. Die Buchvertonung inklusive hörspielartiger Elemente und Musik kann zusätzlich Atmosphäre erzeugen und besonders Sachhörbüchern viel Spannung verleihen. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist die Einspielung des Bestsellers „Deutschland. Erinnerungen an eine Nation“ von Neil MacGregor.

HörbuchSchöne digitale Hör-Welt

Was das Buchhören immer attraktiver macht, ist die technische Entwicklung der Audio-Geräte. Das Abspielen von Texten begann mittels Schallplatten und Kassetten. Inzwischen ist die Hörbuch-CD üblich. Was locker zwischen zwei Buchdeckel passt, erhält allerdings in gesprochener Form viel Volumen. Daher sind Hörbücher oft teuer und gekürzt. Beides verbesserte sich mit der Audio-Datei in der Download-Ära. Eingesprochene Bücher lassen sich inzwischen günstiger und ungekürzt auf den Computer, das Tablet oder das Smartphone herunterladen. Im mobilen Gerät hat man seine Hör-Bibliothek immer dabei.

Hier gibt es Empfehlungen 

Also: Kopfhörer auf und loslesen! Aber was? Wer sich in der regulären Buchhandlung manchmal verloren fühlt, orientiert sich gerne an Bestsellerlisten. Für Hörbücher gibt es sogar die Empfehlungen einer speziellen Jury. Die Kulturredaktion des Hessischen Rundfunks und der Börsenverein des deutschen Buchhandels geben monatlich eine Hörbuchbestenliste heraus und prämieren das Hörbuch des Jahres (zum Beispiel 2010 „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ mit Peter Matic). Der Westdeutsche Rundfunk vergibt alljährlich seinen Deutschen Hörbuchpreis und vergibt Auszeichnungen in unterschiedlichen Kategorien (zum Beispiel 2015 Beste Unterhaltung: Wolf Haas, „Brennerova“ oder 2016 Bestes Sachhörbuch: „Deutschland. Erinnerungen an eine Nation“).

Ein Gratis-Hörbuch darf sich aussuchen, wer sich bei audible für ein 30-Tage-Probeabo anmeldet. Anschließend kann man das Abo kündigen oder behalten und für 10 Euro monatlich jeweils ein Hörbuch erhalten (Stand: Dezember 2016).

Klassiker gratis

Viele Klassiker wiederum, deren Autoren seit mindestens 70 Jahren tot sind, sind „gemeinfrei“. Das bedeutet, dass sie keinem Urheberrecht unterliegen Sie können als Hörbuch kostenlos aus dem Netz heruntergeladen werden, zur Verfügung gestellt zum Beispiel von vorleser.net.

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