Im Herbst werden die Tage kürzer. Weniger Sonnenlicht bewirkt allerhand: Bäume lassen die Blätter fallen, Tiere bekommen ihr Winterfell, Menschen rutschen ins Stimmungstief. Denn in der Herbst- und Winterzeit tritt bei etwa einem Drittel der Deutschen die saisonal-affektive Störung auf. Weniger psychologenfachsprachlich ausgedrückt: Der Herbstblues ist im Anmarsch. Sie können ihn aber auch wieder wegschicken mit folgenden Tipps:
In der Biologie des Körpers bewirkt der Lichtmangel zwei entscheidende Veränderungen: Die Produktion des Glückshormons Serotonin wird reduziert, und die Ausschüttung des Müdigkeitshormons Melatonin wird hochgefahren. Einige klassische Anzeichen für den Herbstblues, der sich von der „echten“ Depression abgrenzen lässt, sind Antriebslosigkeit, negative Gedanken, Heißhunger und erhöhtes Schlafbedürfnis.
Raus ans Licht
Die naheliegende Empfehlung bei depressiver Verstimmung im Herbst ist: Holen Sie sich das Licht zurück! Am einfachsten haben es Ruheständler und Selbständige. Sie können sich den Luxus gönnen, den die meisten Arbeitnehmer nicht haben, nämlich ausgiebig in der Mittagszeit nach draußen zu gehen. Schlechtes Wetter sollte Sie keineswegs abhalten. Selbst im Nebel bringt der Aufenthalt im Freien noch ein Vielfaches an Lichtintensität im Vergleich zum künstlich beleuchteten Raum. Ziehen Sie sich wind- und wasserfest an. Schon ein einstündiger Spaziergang bringt Kreislauf und Laune in Schwung. Liegt Ihr Ziel etwas weiter weg, nehmen Sie das Fahrrad statt das Auto.
Rein mit dem Licht
Die zweite Möglichkeit: Holen Sie sich das Licht in die vier Wände. Eine anerkannte Methode gegen die Herbstdepression ist die Lichttherapie mit Lampen, die über eine große, gleichmäßig helle, tageslichtweiße Leuchtfläche das Tageslicht nachahmen. Bei einer Lichtintensität von mehreren tausend Lux lässt man sich am besten morgens oder vormittags eine halbe bis ganze Stunde lang schönstes Sonnenwetter vorgaukeln. Zum Vergleich: Normale Zimmerlampen leuchten mit wenigen hundert Lux. Bei der Lichttherapie soll einerseits der stimmungsaufhellende Botenstoff Serotonin wieder vermehrt ausgeschüttet werden. Andererseits soll der Blauanteil des Lichtes die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmen. Es empfiehlt sich, die Lichttherapie mit Arzt oder Ärztin abzusprechen. Wer sich keine Therapielampe anschaffen möchte, findet auch Angebote zur Lichttherapie direkt in der Klinik oder beim Arzt.
Im Herbst ist der Mensch nicht gern alleine
Wer im Oktober Laufschuhe und Fahrrad einmottet, tut seiner Seele nichts Gutes. Gerade in der kalten Jahreszeit steckt sie gerne in einem Körper in Bewegung. Wenn Sie Ihren Lieblings-Sport gemeinsam mit Gleichgesinnten in der freien Natur ausüben, wird Ihre Herbstlaune ohnehin eher gut als getrübt sein. Unternehmen Sie verstärkt Aktivitäten, die Sie zufrieden machen, seien es ein helfendes Ehrenamt, ein Hobby oder kulturelle Erlebnisse wie Kino-, Konzert- und Theaterbesuch – alles, was Sie ganz und gar einnimmt und so von trüben Gedanken ablenkt.
Düfte und Farben
Ein stimmungshebender Effekt wird auch bestimmten Aromen zugesprochen. Aromaöle können beispielsweise in einer Duftlampe, als Badezusatz oder als Körperöl ihre Wirkung entfalten. Als Stimmungsaufheller gelten vor allem die Aromen von Orange und Zitronen.
Neben der Licht- und Aromatherapie kann auch eine kleine Farbtherapie den Herbstblues bekämpfen. Wenn Ihre Lieblingsfarbe grau ist, können Sie vermutlich dem Herbstnebel wahre Schönheit abgewinnen. Allen anderen sei empfohlen, sich mit warmen und anregenden Farben wie Rot, Orange, Gelb oder Grün zu umgeben. Verleihen Sie Ihrem Heim durch bunte Stoffe, Bilder oder Blumensträuße aufhellende Akzente.
Klänge, Schlaf und Wellness
Beim Musikhören muss es nicht unbedingt die Tonart Moll sein. Den notorischen Sommerhit mag man zwar nicht mehr hören. Doch lassen Sie möglichst Werke an Ihr Ohr, die Sie fröhlich stimmen.
Wenn Sie gerade jetzt müde und missmutig sind, stellt sich die Frage: Kommen Sie Ihrem Schlafbedürfnis ausreichend nach? Sorgen Sie für genügend guten Schlaf.
Auch Wellness wirkt gegen das Tief im Herbst. Dabei muss es kein teures Spa sein, auch der Besuch einer schlichten Sauna im Fitnessclub stärkt Laune und Abwehrkräfte.
Die Freuden der Jahreszeit genießen
Eine andere Methode gegen den Herbstblues kann darin liegen, sich auf den Reiz des Wechsels von Jahreszeiten einzulassen. So könnten Sie im Park oder Wald die sensationellen Farben des Herbstes bewundern und sich zuhause an der Atmosphäre von Kerzenlicht in der Dämmerung erfreuen. Entdecken Sie erneut den Wohlgeschmack herbsttypischer Speisen wie Pilzgerichte und Apfelkuchen. Achten Sie auch bei den Herbstgenüssen auf gesunde Ernährung. Deftiges Essen macht nachweislich nur fröhlich, wenn die enthaltenen Fette gesunde Fette sind. Die stecken zum Beispiel in Avocados, Olivenöl, Lachs und Nüssen.
Machen Sie es wie die Skandinavier, die in der kälteren Jahreszeit mit extrem wenig Sonnenlicht klarkommen müssen. Sie praktizieren Hygge, die ureigene Form der Gemütlichkeit im trauten Heim und in geselliger Runde.
Ein Geheimnis mit dem Ende der sommerlichen Heiterkeit umzugehen, könnte auch eine entspannte Betrachtungsweise der veränderten Stimmung sein. So könnten Sie ein leichtes Stimmungstief mit den gleichen Augen sehen wie Victor Hugo, der sagte:
„Melancholie ist das Vergnügen traurig zu sein.“