Das Bierchen, das Weinchen, das Schnäpschen – wie niedlich! Doch Cool Ager nehmen die verharmlosenden Verkleinerungen von Alkohol durchaus wörtlich und trinken wirklich weniger. Aus gutem Grund: Ältere Alkoholkonsumenten bauen die Substanz schlechter ab, riskieren schädliche Wechselwirkungen mit Medikamenten und gefährden ihre künftige geistige und körperliche Leistungsfähigkeit.
Hackedicht, breit, stramm, strack, breit, stockbesoffen, abgefüllt, stramm, sternhagelvoll oder einen im Tee – sei der alkoholisierte Zustand noch so kreativ beschreibbar, er ist trotzdem schlecht. Sofern krankheitsbedingt nicht ohnehin Alkoholverzicht angesagt ist, kann man den Empfehlungen des amerikanischen Forschungsinstituts NIAAA für risikoarmen Alkoholkonsum ab dem 65. Lebensjahr folgen:
- maximal 10 Gramm Alkohol am Tag, das heißt ein 0,25 Liter-Bierchen oder ein 0,1 Liter-Weinchen
- zwei Tage die Woche ein Alkohol-Päuschen
Prösterchen!
„Multitalent“ mit Nebenwirkungen
Von Alkoholika bis Alkoholiker sind es nur zwei Buchstaben und oft ein gleitender Übergang. Nach wie vor gehört Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Alkoholverbrauch. Trotz der hohen volkswirtschaftlichen Kosten, die ihr Konsum verursacht, sind alkoholische Getränke leicht und günstig verfügbar.
Was der Alkohol nicht alles ist: Kulturgut, soziales Bindemittel, gesellschaftlicher Zwang, Wirtschaftsgut, vor allem aber psychoaktive Droge vom Entspannungsmittel über den Seelentröster bis zum suchtbedingten Vernichter von Glück und Leben.
Kenn dein Limit
Es ist an jedem Einzelnen zu entscheiden, wie er mit dem Thema Alkoholkonsum umgeht. Gewohnheiten, auch die des Trinkens, sind meist unbewusst. Also müsste man bewusst etwas ändern.
Ein Webangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung versucht eine Art Hilfestellung mit der Aufforderung „kenn-dein-limit.de“. Sie warnt unter anderem vor den Folgen, wenn ältere Menschen gerne so tief ins Glas schauen wie in jungen Jahren oder aufgrund neuer Lebenssituationen Frustabbau und Trost im Alkohol suchen.
Ältere vertragen weniger
Vorsicht ist angebracht: Der ältere Körper verträgt weniger Alkohol, da der Flüssigkeitshaushalt geringer und die Alkoholkonzentration im Blut höher sind. Zudem baut die Leber die Substanz langsamer ab. So kann es passieren, dass der oder die vermeintlich Trinkfeste schneller und länger betrunken ist und einen Verkehrsunfall oder ganz banalen Sturz riskiert. Alkohol verschlimmert außerdem bestimmte Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes.
Medikamente wirken anders
Manche Menschen unterschätzen völlig die Gefahr, wenn Alkohol und Medikamente im Körper zusammentreffen. So können bei der Kombination von Arznei und Drink nicht nur unangenehme Nebenwirkungen, sondern auch drastisch veränderte, d. h. zu schwache oder zu starke, Wirkungsgrade eintreten. Einige Medikamente helfen dann nicht mehr ausreichend gegen Bakterien oder Schmerzen, aber auch Herz-Kreislauf-Störungen, Vergiftungen und sogar Leberversagen können die Folge sein. Generell warnen Ärzte davor, dass Alkoholkonsum – allen Studien zum Thema „gesunder“ Rotwein zum Trotz – die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit einschränkt und der ersehnte Trostspender geradewegs in die Depression führt. All dies ist nicht die beste Voraussetzung, im Alter möglichst lange gesund und selbständig zu bleiben.
Weniger ist mehr
Es ist verführerisch simpel. Ein schneller Einkauf im Supermarkt oder in der Tankstelle genügt, und schon kann man sich Frust und Probleme schön trinken. Doch statt sich zu betäuben könnte man zum Beispiel versuchen, in Meditationstechniken und sportlichen Aktivitäten Ausgleich und Lebensgenuss zu finden.
Wie kann man durchhalten?
Dauerhaft weniger zu trinken wird zur Herausforderung, wenn die eigenen Lebensgewohnheiten und die des sozialen Umfelds immer wieder dazu zwingen, „jetzt nicht“ und „nein, danke“ zu sagen. Wie „Im Limit bleiben“ gelingen kann, verraten zahlreiche Tipps und Strategien auf den Seiten von kenn-dein-limit.de.
Viele kleine einfache Maßnahmen entfalten zusammen eine große Wirkung:
- Benutzen Sie zuhause kleinere Gläser.
- Bestellen Sie in der Gastronomie immer die kleinste Einheit. Nehmen Sie also statt 0,5 Liter Bier lieber ein „kleines Bier“ (0,33 Liter), also ein echtes „Bierchen“. Und klingen das 0,25 Liter-Viertele oder -Schöppchen noch so putzig, entscheiden Sie sich für die kleinere Menge, das heißt einen Achtelliter Wein (0,125 Liter).
- An einer Spirituose kann man sich über einen langen Zeitraum festhalten, wenn sie im Longdrink verpackt ist.
- Bei der nächsten Runde können Sie mit einem Glas alkoholfreiem Bier, Fruchtcocktail oder Wasser anstoßen und allen, aber vor allem sich selbst, ein fröhliches „Wohlsein!“ zurufen.