Schwerhörig – Schreien Sie doch nicht so!

Wie bitte? Jede dritte Frau und jeder zweite Mann in der Altersgruppe über 65 hören so schlecht, dass man sie als schwerhörig bezeichnen muss. (Quelle: hno-aerzte-im-netz.de) Dabei schleicht sich die Schwerhörigkeit langsam an. Viele merken zunächst nicht, dass sie leise hohe Frequenzen nicht mehr wahrnehmen, und sind einfach nur genervt, wenn sie in der Geräuschkulisse einer Kneipe Gespräche nicht so gut verfolgen können.

SchwerhörigkeitIn den meisten Fällen liegt der Hörverlust im Alter an Verschleißerscheinungen. Man hat ja schon viel gehört im Leben. Wenn auch reichlich Disco-Krach oder Maschinenlärm dabei waren, hat das den Haarzellen des Innenohrs nicht unbedingt gutgetan. Erbliche Veranlagung sowie Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen können den Hörverlust beschleunigen, und – hört, hört! – Rauchen (auch passives) schadet den Ohren.

Rechtzeitig gegensteuern

Aus der beginnenden Schwerhörigkeit entsteht durch Inaktivität bei bestimmten Frequenzen ein Abbauprozess, der Hörbahndegeneration genannt wird. Hört sich nicht gut an. Man kann aber gegensteuern.

Cool Ager lassen frühzeitig ihr Hörvermögen testen und legen sich bei Bedarf eine Hörhilfe zu, um unterschiedliche Töne wieder wahrnehmen zu können. Wer befürchtet, ein Hörgerät mache „alt“, sollte bedenken, dass viele Menschen gerade die fortgeschrittene Schwerhörigkeit mit Senilität verwechseln.

SchwerhörigkeitDeutlich und langsam

Man muss aber nicht selbst betroffen sein, um ein „Hörproblem“ zu haben. Gemeint ist die Konversation mit meist älteren Verwandten und Bekannten, bei denen die Schwerhörigkeit schon sehr ausgeprägt ist oder die sich der Nutzung eines Hörgeräts beharrlich verweigern. Doch auch im Umgang mit der Schwerhörigkeit anderer kann man sich (und damit auch den anderen) das Leben leichter machen.

Wenn Ihr Gegenüber nicht mehr so gut hört, können Sie nämlich bewährte Regeln für den Umgang mit Schwerhörigen befolgen.

  • Eine wichtige Maßnahme ist: Schreien Sie nicht! Mit Schreien erreicht man keine bessere Verständigung, sondern das Gegenteil: unverständliche Frequenzen und Verzerrungen.
  • Sprechen Sie lieber deutlich artikulierend und langsam.
  • Wichtig ist es, dass der oder die Schwerhörige Sie beim Sprechen gut sehen kann, da auch visuelle Kommunikation wie Mundbewegungen, Gestik und Mimik zum Verständnis der Botschaft beiträgt.
Visuelle Unterstützung
  • Machen Sie also die schwerhörige Person vor der Konversation auf sich aufmerksam, indem Sie sich ihr von vorne nähern und sie gegebenenfalls leicht am Arm oder an der Schulter berühren.
  • Achten Sie darauf, dass genügend Licht auf Ihr Gesicht fällt.
  • Sehen Sie Ihr Gegenüber beim Sprechen immer an und sprechen Sie nicht, während Sie kauen.
  • Ihre Mundbewegungen sollten deutlich, aber nicht übertrieben sein.
  • Stellen Sie, wenn möglich, Hintergrund- und Nebengeräusche, zum Beispiel aus dem Fernseher oder Radio, ab.
  • Manchmal empfiehlt es sich, die Kommunikation schriftlich zu unterstützen. Damit bei wichtigen Informationen kein Detail untergeht, sollte man Fakten, Termin, Namen, Adressen etc. auf einen Zettel oder ins Smartphone schreiben.
Leichte Sprache, kurze Sätze
  • Auch wenn es schwerfällt: Arbeiten Sie an Ihrer Einstellung. Schwerhörige Menschen freuen sich über Ihre Geduld. Machen Sie sich die Mühe, einen nicht verstandenen Satz nicht bloß zu wiederholen, sondern zu vereinfachen. Üben Sie sich in leichter Sprache mit kurzen einfachen Sätzen.
  • Unterstützen Sie einen schwerhörigen Menschen in Runden mit mehreren Gesprächspartnern, indem Sie ihm erläutern, worüber gesprochen wird, und ihn durch direkte Ansprache teilnehmen lassen.
  • Gleichzeitig darf man von dem schwerhörigen Menschen ebenfalls Kooperation erwarten und diese, wenn nötig, einfordern. So sollte die schwerhörige Person immer deutlich machen, dass sie etwas nicht verstanden hat, und den anderen nicht im falschen Glauben lassen.

Und wenn die Kommunikation zu anstrengend wird, machen beide einfach eine Pause. Hört sich gut an.

Schwerhörigkeit

3 Kommentare

Ich denke, dass man dem Hörverlust rechtzeitig gegensteuern sollte. Wie Sie bereits ausführen ist der Hörverlust ein Abbauprozess. Es ist anzunehmen, dass man bei frühzeitiger Behandlung diesen Prozess verlangsamen könnte. Vielen Dank für Ihren Beitrag!

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