Rauchen im Alter – Lohnt Aufhören noch?

Ab einem gewissen Alter mag sich so mancher fragen: Wie lange noch? Vielleicht zündet er sich dabei eine Zigarette an, schaut versonnen drauf und denkt: „Darauf kommt‘s nun auch nicht mehr an.“ Falsch gedacht. Eine große Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) erbrachte für altgediente Raucher die Erkenntnis: Aufhören lohnt sich sogar im Alter. Wer jetzt das Rauchen einstellt, kann noch kostbare Lebensjahre gewinnen.

Rauchen

Eine halbe Million Menschen über 60 waren an der Megastudie zu Tabakkonsum und Herzgesundheit beteiligt. Demnach hatten Raucher und Raucherinnen ein doppelt so hohes Risiko für den frühzeitigen Herz-Kreislauf-Tod wie Nichtraucher. Je mehr Zigaretten desto größer das Risiko. Doch wenn die Älteren den Ausstieg geschafft hatten, verringerte sich das Herz-Tod-Risiko erheblich. Im Durchschnitt war es nur noch ein Drittel höher als bei Nichtrauchern. Die alte Regel gilt in jeder Lebensphase: Je früher man das Rauchen aufhört, desto besser.

Vielleicht gewinnt mancher Raucher Zuversicht daraus, dass er einen Altvorderen kennt, der sich munter bis in die Achtziger gequalmt hat. Doch die Studie legt nahe: Vater oder Großmutter hätten sich als Nichtraucher vielleicht noch länger oder bei besserer Gesundheit an Ehefrau, Enkeln und Leben erfreuen können.

Hört das denn nie auf …?

Als hätten es ältere Raucher nicht schon schwer genug: Nun haben sie schon so lange „gerne geraucht“, sprich ihre Abhängigkeit verleugnet, oder unter all dem Warnen, Bitten und Drohen der Umwelt sowie den eigenen Bedenken gelitten, weil der ganze Druck ihr Suchtverhalten nur noch verstärkt hat. Und jetzt das noch: Der Rat zum Aufhören hört nie auf.

Aber hat ein älterer Raucher nicht längst alles akzeptiert?
  • Die Legalität einer Droge aus tausenden giftigen und dutzenden karzinogenen Substanzen
  • Die neun von zehn Lungenkrebse, die vom Rauchen kommen
  • Das um durchschnittlich zehn Jahre kürzere Leben
  • Den Schaden für alle Organe einschließlich der Sinne wie Riechen und Hören
  • Den Schleim am Morgen
  • Das ständige Gehüstel
  • Die Passivraucher
  • Das alljährlich verpaffte Geld im Gegenwert eines Urlaubs
  • Die Ekelbilder auf den Packungen
  • Den Aschenbecherduft an der Haut, in der Kleidung, in der Wohnung
  • Das peinliche Draußenrauchen

Andererseits: Wenn schon altersbedingt nicht mehr so viele Lebensjahre übrig sind, erwacht vielleicht eine neue Wertschätzung der Gesundheit. Warum nicht jetzt die letzte Kippe ausdrücken?

Die beste Zeit zum Aufhören: Jetzt
  • Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, verringert sich mit jeder Woche des Nichtrauchens.
  • Auch wenn bereits eine chronische Bronchitis besteht, kann die chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) vielleicht noch verhindert werden.

Eine körperliche und psychische Abhängigkeit vom Tabakkonsum könnte gerade im Alter überwunden werden, in dem man alte Gewohnheiten und Verhaltensmuster, zum Beispiel aus früheren stressigen Alltagsstrukturen, ändert und gewonnene Zeit und Energie in den Versuch der Tabakentwöhnung investiert. Mithilfe des Fagerström-Tests erhält man durch das Beantworten von nur sechs Fragen eine Indikation, wie stark die eigene Abhängigkeit vom Rauchen ist.

Hilfe holen

Wer bereits versucht hat, das Rauchen aufzugeben, weiß um die Schwere der Aufgabe. Aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Anstatt ganz auf sich allein gestellt zu sein, könnte man einen Kurs zur Tabakentwöhnung absolvieren. Informationen und Angebote kann man bei Gesundheitsämtern, Krankenkassen und Volkshochschulen einholen. Auch in Kliniken oder beim Arzt kann man sich nach Kurs- und Hilfsangeboten erkundigen.

Das Rauchfrei-Programm wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Institut für Therapieforschung München (IFT) angeboten und wendet Erkenntnisse aus der kognitiven Verhaltenstherapie an. Das Online-Gruppenprogramm mit täglichen Tipps und Empfehlungen sowie Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen Aussteigern in Chats und Foren soll in vielen Fällen nachweislich zur erfolgreichen Tabakentwöhnung beigetragen haben. Allerdings muss der Teilnehmer tatsächlich die Disziplin aufbringen, das Online-Programm täglich zu konsultieren.

Darüber hinaus werden auf der Webseite Adressen von Kursanbietern am jeweiligen Wohnort des Ausstiegswilligen aufgelistet.

Mehrgleisig fahren
Rauchen

Da psychische und körperliche Abhängigkeit wohl kaum klar zu trennen sind, kann man mehrere Maßnahmen gleichzeitig ergreifen.

Experten raten zum Sofortausstieg. Letzte Zigarette und basta. Langzeitstrategien wie das Reduzieren des Tageskonsums gelten als weniger erfolgversprechend, von Pseudo-Ausstiegshilfen wie E-Zigarette, Shisha oder Zigarillo ganz zu schweigen.

Statt Zigarette gibt es die Nikotin Ersatzpräparate in Form von Kaugummis, Lutschtabletten oder Pflaster. Pflaster sollen den Vorteil haben, die Substanz möglichst gleichmäßig an den Körper abzugeben. Zu Dosierung und Anwendungsdauer lässt man sich am besten vom Arzt und Apotheker beraten.

Wer gegen das Verlangen nach der Zigarette sehr schwer ankommt, kann mit seinem Arzt besprechen, ob als unterstützende Maßnahme eine medikamentöse Entzugslinderung zum Beispiel mit den Wirkstoffen Vareniclin oder Bupropion angezeigt wäre.

Zum Thema Rauchentwöhnung gibt es Angebote mit Akupunktur und Hypnose. Die Meinungen vor allem zur langfristigen Wirksamkeit sind geteilt. Im Zweifel muss man ausprobieren, was einem persönlich hilft.

Leider werden viele Angebote zum Tabakverzicht nicht von den Krankenkassen unterstützt – trotz der Belastung für das Gesundheitssystem durch die Folgen des Rauchens.

Nicht entmutigen lassen

Ein weiterer Expertenrat: Von Rückfällen – auch mehreren – sollte man sich nicht entmutigen lassen. Viele Anläufe sind normal. Jede Mühe kann sich lohnen, denn es ist erwiesenermaßen nie zu spät.

Dieser Artikel behandelt medizinische Themen. Er darf in keiner Weise als Ersatz für die Beratung und Behandlung durch Ärztin oder Arzt gesehen werden.

English Version

Smoking in old age – Is it still worth quitting?

After a certain age, some people may ask themselves: How much longer? Maybe he or she lights up a cigarette, looks at it thoughtfully and thinks, „That’s not important anymore.“ Thought wrong. A large study conducted by the German Cancer Research Center (DKFZ) has shown that it is worth quitting smoking even in old age. Those who quit smoking now can still gain precious years of life.

Half a million people over 60 were involved in the mega-study on tobacco consumption and heart health. According to the study, smokers were twice as likely to suffer premature cardiovascular death than non-smokers. The more cigarettes the higher the risk. But when older people had managed to quit, the risk of cardiovascular death decreased considerably. On average, it was only a third higher than for non-smokers. The same old rule applies at every stage of life: the earlier you quit smoking, the better.

Perhaps some smokers gain confidence from knowing an old person who smoked until the eighties. But the study suggests that a non-smoking father or grandmother might have enjoyed his wife, grandchildren and life longer or in better health.

Doesn’t it ever end…

As if older smokers didn’t have it hard enough: Now they have „liked to smoke“ for so long, i.e. denied their addiction, or suffered from all the warnings, pleas and threats of the environment as well as their own concerns, because all the pressure has only intensified their addictive behaviour. And now this: The advice to stop never stops.

But hasn’t an older smoker long ago accepted everything?
  • The legality of a drug made up of thousands of toxic and dozens of carcinogenic substances
  • Nine out of ten lung cancers that come from smoking
  • The fact that life is on average ten years shorter
  • The damage to all organs including the senses such as smell and hearing
  • The slime in the morning
  • The constant coughing
  • The passive smokers
  • The annual cash equivalent of a holiday
  • The disgusting pictures on the packages
  • The smell of ashtrays on the skin, in clothing, in the home
  • The embarrassing outdoor smoking

On the other hand: If there are not so many years left over due to old age, a new appreciation of health may awaken. Why not stub out the last cigarette now?

The best time to stop: Now
  • The risk of getting lung cancer decreases with each week of not smoking.
  • Even if chronic bronchitis already exists, chronic obstructive pulmonary disease (COPD) may still be preventable.

A physical and psychological dependence on tobacco consumption could be overcome at an age when old habits and behaviour patterns, for example those from earlier stressful everyday structures, are changed and time and energy gained are invested in the attempt to stop smoking.

By answering just six questions, the Fagerström Test for Nicotine Dependence provides an indication of how strong your dependence on smoking is:

When after getting up do you smoke your first cigarette?

  • after 5 minutes (3 points)
  • after 6 – 30 minutes (2 points)
  • after 31 – 60 minutes (1 point)
  • after more than 60 minutes (0 points)


Do you find it difficult to stop smoking in places where smoking is prohibited?

  • yes (1 point)
  • no (0 points)


Which cigarette would you not want to do without?

  • the first one in the morning (1 point)
  • other (0 points)


How many cigarettes do you generally smoke per day?

  • 31 and more (3 points)
  • 21 – 30 (2 points)
  • 11 – 20 (1 point)
  • up to 10 (0 points)


Do you generally smoke more in the morning than the rest of the day?

  • yes (1 point)
  • no (0 points)


Does it happen that you smoke when you are sick and have to stay in bed during the day?

  • yes (1 point)
  • no (0 points)

Results:

  • 0 – 2 points indicate low physical dependence.
  • 3 – 4 points indicate a medium physical dependence.
  • 5 – 6 points indicate a strong physical dependence.
  • 7 – 10 points indicate a very strong dependence.
Getting help

Anyone who has already tried to quit smoking knows the difficulty of the task. But there are many ways to get support.

Instead of being on your own, you could take a course in quitting smoking. Information and offers can be obtained from health authorities, health insurance companies and adult education centres. Clinics and doctors can also provide information on courses and assistance.

The smoke-free program is offered by the Federal Center for Health Education (BZgA) and the Institute for Therapy Research Munich (IFT) and applies findings from cognitive behavioral therapy. The online group programme with daily tips and recommendations as well as communication opportunities with other quitters in chats and forums is said to have contributed demonstrably to successful quitting smoking in many cases. However, the participant must actually muster the discipline to consult the online program daily. In addition, the website lists addresses of course providers in the respective place of residence of the person who wants to quit.

Operate on multiple tracks

Since psychological and physical dependence can hardly be clearly separated, several measures can be taken simultaneously.

Experts advise an immediate exit. Last cigarette and that’s it. Long-term strategies such as reducing daily consumption are regarded as less promising, not to mention pseudo-exit aids such as e-cigarette, shisha or cigarillo.

Instead of cigarettes, nicotine substitutes are available in the form of chewing gums, lozenges or patches. Patches are supposed to have the advantage of releasing the substance as evenly as possible into the body. It is best to consult your doctor or pharmacist about the dosage and duration of use.

Those who find it very difficult to resist the craving for the cigarette can discuss with their doctor whether drug withdrawal relief, for example with the active ingredients varenicline or bupropion, would be indicated as a supporting measure.

There are offers with acupuncture and hypnosis on the topic of quitting smoking. Opinions are divided, especially on long-term effectiveness. In case of doubt you have to try out what helps you personally.

Unfortunately, many offers to give up tobacco are not supported by the health insurance companies – despite the burden on the health system from the consequences of smoking.

Another piece of expert advice: Do not be discouraged by relapses – even multiple ones. Many attempts are normal. Every effort can be worthwhile, because it has been proven that it is never too late.

This article deals with medical topics. It should in no way be seen as a substitute for the advice and treatment provided by a doctor.

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