Mikroabenteuer – geht auch für Cool Ager

Mikroabenteuer. Frei nach Viktor Hugos „Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ hat eine Banalität einen schönen Namen und viel Beachtung bekommen: statt Globetrotting, Paragliding-Kurs oder Alpenüberquerung einfach mal loslaufen, losfahren, draußen übernachten, billig und einfach, zwischen den Alltagen. Ein Mikroabenteuer braucht nur zwei Schritte: einen raus aus der berühmten Komfortzone und einen ins Ungewisse.

Das kleine Abenteuer nebenan

Im Zeitalter von Pauschalreisen, Kreuzfahrtboom und Smartphoneabhängigkeit hat der britische Autor Alastair Humphreys (Abenteurer des Jahres 2012) den Ausdruck und das Konzept „microadventure“ erfunden. Es lebe der ungeplante Ausbruch aus dem Alltag durch das kleine aufregende Outdoor-Erlebnis ganz In der Nähe von daheim.

Der Mann, den hierzulande alle zu dem Thema fragen, ist Christo Förster. Der fuhr nach eigener Auskunft mal einfach so mit dem Fahrrad von Hamburg nach Berlin und war nach diesem Schlüsselerlebnis nicht mehr ganz derselbe, sondern Deutschlands Vorzeige-Mikroabenteurer. Seine mikroabenteuerlichen Botschaften bringt er erfolgreich per soziale Medien, Presseecho und Buch unter die Leute.

Wie werden Sie nun Mikroabenteurer*? Förster rät: Sie begeben sich spontan nach draußen für acht bis 72 Stunden, zu Fuß, per Rad oder Bahn, mit oder ohne Ziel, möglichst mit Übernachtung.

Plan verboten, Plane erlaubt

Genächtigt wird ohne Zelt, denn wildes Campen ist in Deutschland verboten. Plane drüber geht.

Man könnte freilich auch auf die Idee kommen, einen Fremden zu fragen, ob man in seinem Garten zelten darf. Wenn das kein Abenteuer ist!

Das kleine Abenteurertum kommt an, vor allem in Ballungsräumen. Inzwischen kann man sich von Experten- und Hobby-Minidraufgängern, in Printmedien und im Internet, zu allerlei Mikroabenteuer-Ideen inspirieren lassen. Der Grad an Herausforderung ist unterschiedlich. Doch der echte Mikroabenteurer freut sich sogar, wenn etwas schiefgeht. Denn dann fängt das Abenteuer erst richtig an.

Hasardeure und Sinnsucher
Mikroabenteuer

Wieso brauchen wir überhaupt Abenteuer? Auch im Mikro-Bereich können wir uns an den Erkenntnissen des Wagnisforschers Siegmund Warwitz orientieren. Er befasste sich unter anderem mit der psychischen Verfassung von Wagehälsen und Extremsportlern. In seiner Wagnistheorie unterscheidet er zwischen dem Thrill-Seeker und dem Skill-Seeker. Ersterer sucht den schnellen intensiven Kick, letzterer geht ein Wagnis ein, um langfristig gewinnbringende Werte zu verwirklichen.

  • Verantwortungslose Hasardeure sehen demnach das Abenteuer als Selbstzweck und gehen nicht mehr beherrschbare Risiken ein (Bankenkrise).
  • Verantwortungsbewusste Wagemutige erleben das Wagnis als sinnvolles Mittel zu mehr Lebensqualität (Montagsdemonstranten).

Im Interview mit einer Zeitschrift „für Risikomanagement im Bergsport“ erklärt Warwitz: „Wer für ein lohnendes Erlebnis Strapazen auf sich nimmt, ist jung geblieben, auch wenn er bereits älter geworden ist an Jahren.“

Hänsel und Gretel im Wald?
Mikroabenteuer

Auch wenn wir uns danach vielleicht jünger und glücklicher fühlen – wer hat eigentlich Lust auf Frostbeulen, durchgeweichte Klamotten, einen Platten zu flicken, Zecken zu entfernen, sich im Wald zu verirren, mit einem Obdachlosen verwechselt zu werden, beklaut zu werden, Fremde um Hilfe zu bitten oder gar auf der Polizeiwache zu landen? Das sind zugegebenermaßen tolle Abenteuer, aber vermutlich eher geeignet für junge, sehr fitte Menschen.

Doch raus aus dem Alltag, etwas Neues entdecken, etwas wagen für ein lohnendes Ergebnis – das wollen ältere Semester auch. Schließlich lautet gerade im fortgeschrittenen Alter das ultimative Motto: „Runter vom Sofa“.

In diesem Sinne kommen Mikroabenteuer dem Cool Ager gerade recht.

Kleine Abenteuer für Cool Ager

Wir fassen zusammen: Es muss spontan auszuführen, aber hinreichend anstrengend sein, und man weiß nicht genau, was kommt. Da hätten wir doch ein paar Ideen:

  • Sie verbringen einen ganzen Tag draußen mit den Enkeln.
  • Sie klappern die Stadtviertel ab, die Sie noch nicht kennen.
  • Sie marschieren/radeln in Richtung Kino/Theater und haben keine Ahnung, was läuft.
  • Sie wandern zehn Kilometer am Stück in Ihrer Umgebung herum und lassen abenteuerlicherweise die Karte weg.
  • Sie begeben sich zum Bahnhof und nehmen den nächsten Zug, der irgendwo hinfährt, wo es nett sein könnte.
  • Sie rufen Ihre Freunde/Familie zum Geocoaching.
  • Es regnet ins Strömen, und Sie gehen (goretexgerüstet) trotzdem raus.
  • Sie übernachten im Sommer mal auf dem Balkon oder im Garten, gerne auch mit Zelt.

Im Sinne des ethisch-moralisch ausgerichteten Wagnisses kann man mit seinem kleinen Abenteuer auch werthaltige Erlebnisse bei ehrenamtlichen Unternehmungen haben:

  • Sie unterstützen Sozialarbeiter auf dem nächtlichen Rundgang, zum Beispiel im Winter beim Verteilen von heißen Getränken an Obdachlose.
  • Sie helfen in einer Wildtierschutzstation in Ihrer Nähe mit (auch beim Käfigsaubermachen).
  • Sie packen bei der Tafel mit an (Fitness vorausgesetzt).

Es gehört eigentlich nicht hierher, aber falls Ihnen Mikro zu klein ist und Sie doch Lust auf ein größeres Abenteuer haben:

Mikroabenteuer

Jeder ist seines Kickes Schmied. Welches Mikroabenteuer fällt Ihnen ein? Schreiben Sie einen Kommentar!

*Mit Mikroabenteurer sind selbstverständlich auch Mikroabenteurerinnen gemeint.

English Version

Microadventure – also works for Cool Agers

Microadventure. According to Viktor Hugo’s „Nothing is as strong as an idea whose time has come“, a banality has got a nice name and a lot of attention: instead of globetrotting, paragliding or crossing the Alps, just run off, drive off, spend the night outside, cheap and easy, between everyday life. A microadventure needs only two steps: one out of the famous comfort zone and one into the unknown.

The little adventure next door

In the age of package travel, the cruise boom and smartphone addiction, British author Alastair Humphreys (Adventurer of the Year 2012) invented the term and concept „microadventure“: the unplanned escape from everyday life by the small exciting outdoor experience quite near home.

The expert in this country is Christo Förster. He once spontaneously rode his bicycle from Hamburg to Berlin and after this key experience was no longer the same, but Germany’s showpiece microadventurer. He successfully brings his microadventure messages to the people via social media, press coverage and books.

How do you become a micro-adventurer*? Förster advises: „You spontaneously go outside for eight to 72 hours, on foot, by bike or train, with or without a destination, preferably with an overnight stay.

Plan forbidden, tarp allowed

Sleeping is done without a tent, because wild camping is forbidden in Germany. A tarp is allowed.

You could, of course, come up with the idea of asking a stranger if you are allowed to camp in his garden. If this isn’t an adventure!

The small adventurism becomes popular, especially in urban areas. One can be inspired to all kinds of microadventure ideas by expert and hobby adventurers, in print media and on the Internet. The degree of challenge varies. But the real microadventurer is even happy when something goes wrong. Because that’s when the adventure really begins.

Hasardeurs and seekers of meaning

Why do we need adventure anyway? Even in the micro range we can orient ourselves on the findings of the German venture researcher Siegmund Warwitz. Among other things, he dealt with the mental condition of daredevils and extreme athletes. In his „risk theory“ he distinguishes between the Thrill-Seeker and the Skill-Seeker. The former seeks the fast intensive kick, the latter takes a risk in order to realise profitable values in the long term.

  • According to this, irresponsible hazard-mongers see adventure as an end in itself and take risks that can no longer be controlled (banking crisis).
  • Responsible risk-takers experience the risk as a meaningful means to a better quality of life (East German Monday demonstrators)

In an interview with a magazine for risk management in mountaineering, Warwitz explains: „Anyone who takes the strain for a rewarding experience has stayed young, even if he has already grown older in years“.

Hansel and Gretel in the woods?

Even if we might feel younger and happier afterwards – who actually wants to get frostbitten, soaked clothes, patch up a flat, remove ticks, get lost in the woods, be confused with a homeless person, be robbed, ask strangers for help or even end up at the police station? Admittedly these are great adventures, but probably more suitable for young, very fit people.

But escaping from everyday life, discovering something new, daring something for a rewarding result – that’s what older semesters also want. After all, the ultimate motto, especially at an advanced age, is: „Get off the sofa“.

In this sense microadventures are just right for the Cool Ager.

Little adventures for Cool Ager

Let’s recap: It must be spontaneous, but sufficiently exhausting, and you don’t know exactly what’s coming. We have a few ideas:

  • You spend a whole day outside with your grandchildren.
  • You will visit the districts you don’t know yet.
  • You march/cycle towards the cinema/theatre not knowing what will be performed.
  • You walk ten kilometres in a row in your surroundings and leave the map at home for an adventure.
  • You go to the station and take the next train, which goes somewhere where it might be nice.
  • You call your friends/family for geocoaching.
  • It’s raining cats and dogs and you go out anyway (goretex equipped).
  • In summer you can spend the night on the balcony or in the garden, tent allowed.

In the sense of an ethically and morally oriented venture, one can also have valuable experiences with a microadventure in volunteer activities:

  • You support social workers on the nightly tour, for example in winter when distributing hot drinks to the homeless.
  • You help out in a wildlife sanctuary near you (including cleaning the cages).
  • You help out at a soup kitchen such as „Tafel“ (fitness required).

It doesn’t really belong here, but if Micro is too small for you and you still feel like a bigger adventure:

  • You take responsibility for a pet.
  • You go abroad as an aupair grandmother.

What micro-adventure can you think of? Write a comment!

2 Kommentare

Mein Tipp für ein Micro-Abenteuer: Besuche ein möglichst exotisches und hoffentlich authentisches Restaurant in Deiner Stadt und probiere z.B. eingelegte Schweineohren, usbekisches Schaschlik oder Gerichte mit Berberitzen – die Atmosphäre ferner Regionen immer inklusive!

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