Check-up 35: Was bringt der Gesundheits-TÜV?

Stell‘ dir vor, die Kasse zahlt und kaum einer geht hin. Das ist eine überspitzte Beschreibung der Gesundheitsuntersuchung zur Früherkennung von Krankheiten, kurz: Check-up 35. Ab diesem Alter konnte sich bislang jede(r) Deutsche im Zwei-Jahres-Turnus durchchecken lassen. Eigentlich eine gute Möglichkeit, durch Früherkennung auf die künftige gesundheitliche Lebensqualität Einfluss zu nehmen. Doch wer besucht schon eine Arztpraxis, wenn es nicht wirklich wehtut?

Check-up

Künftig soll das Angebot der kostenfreien Vorsorgeuntersuchung nur noch alle drei Jahre bestehen. So hat es der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschlossen, ein vom Bundesministerium für Gesundheit beauftragtes Gremium, das rechtlich selbständig über Leistungsansprüche der gesetzlich Krankenversicherten befindet. 

Von zwei auf drei

Vielleicht dient diese Verlängerung des Intervalls ja als Anreiz, sich nun regelmäßig auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. Genau dies geschieht nämlich mit dem Ziel, Herz-Kreislauf- sowie Nierenerkrankungen frühzeitig zu erkennen. Aber auch Anzeichen von Diabetes mellitus werden getestet. Die Inaugenscheinnahme der Haut kann eine Überweisung zum Hautarzt erfordern. Beim Check-up können der Arzt oder die Ärztin zahlreiche weitere Unregelmäßigkeiten entdecken und entsprechende Ratschläge geben sowie Therapien veranlassen. Das betrifft nicht nur potentiell lebensbedrohliche Krankheiten. Ein Beispiel: Eine Patientin ist ständig erkältet. Beim Check-up wird eine Eisenmangelanämie, bei der das Blut zu wenig Sauerstoff bekommt, festgestellt. Diese gilt unter anderem als mögliche Ursache für Infektanfälligkeit. Die Blutarmut kann behandelt werden, und die Patientin wird möglicherweise gesund durch die Schnupfensaison kommen.

Wer macht den Check-up?

Die Gesundheitsuntersuchung wird in der Regel von Allgemeinärzt(inn)en oder Internist(inn)en durchgeführt.

Was wird beim Check-up gemacht?

Anamnese

Am Anfang führen Arzt oder Ärztin eine Anamnese durch, das heißt, sie stellen Fragen zum Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin. Bei der Eigenanamnese dreht es sich um Informationen zu aktuellen Beschwerden, bestehenden und durchgestandenen Krankheiten sowie Operationen. Bei der Familienanamnese geht es um Auskunft über schwere oder potentielle erbliche Krankheiten in der Verwandtschaft. Falls der Arzt nach der (ehemaligen) Berufstätigkeit oder dem Lebenswandel fragt, mag mancher denken: „Was geht den das an?“ Doch handelt es sich hier um nichts anderes als die sogenannte Sozialanamnese. Sie soll Hinweise auf potentielle Risiken für Berufskrankheiten oder gesundheitsgefährdende Gewohnheiten wie Stress und substanzgesteuerte Lebensgestaltung mit Zigaretten, Alkohol oder Drogen geben.

Körperliche Untersuchung

Bei der Untersuchung wird in Herz, Lunge und Blutkreislauf hineingehört, auf den Bauch getastet sowie in die Sinnesorgane Auge und Ohr geleuchtet. Dann müssen Sie vielleicht auf einem Bein balancieren, von den Zehen auf die Ferse wippen und den Rumpf beugen: Mit diversen Übungen werden Bewegungsapparat und Koordination geprüft. Der Kleinhirn-Check: Mit geschlossenen Augen den Zeigefinger treffsicher auf die Nasenspitze führen – auch das sollten Sie schaffen.

Wie regelmäßig schlägt das Herz, wie hoch ist der Puls und was macht der Blutdruck? Ab 140/90 mmHg ist er zu hoch und stellt ein Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen dar. 

Der Körper wird gemessen und gewogen, um den Body-Mass-Index zu ermitteln. Allerdings wird der Arzt bei Wohlbeleibtheit auch auf die Verteilung des Fettes achten, da Bauchfett ein höheres Risiko birgt als Hüftspeck.

Check-up

Blutabnahme

Im Labor wird ermittelt, was das Blut so über den Gesundheitszustand des Patienten verrät. Check-up-Termine sind in der Regel morgens, da nur das Blut eines nüchternen Patienten aussagekräftig ist. Ein zu hoher Nüchtern-Blutzuckerwert kann ein Vorstadium oder den Beginn eines Typ-2-Diabetes anzeigen. Ein Diabetes entwickelt sich schleichend und unauffällig. Sogar ein mäßig erhöhter Blutzucker kann zu schweren Folgeschäden führen, wenn er dauerhaft auftritt. Daher gilt der regelmäßige Check-up gerade bei dieser weit verbreiteten Krankheit als sinnvoll. Die Früherkennung erlaubt es, der Krankheit beispielsweise durch günstige Ernährung und mehr Bewegung rechtzeitig entgegenwirken.

Der Cholesterinspiegel gehört ebenfalls zu den wichtigsten Blutwerten. Er gibt Auskunft über den Fettstoffwechsel und das Risiko für die weit verbreitete Arteriosklerose, sprich Gefäßverkalkung, und deren gravierende Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Idealerweise werden das „gute“ HDL und das „schlechte“ LDL getrennt ermittelt.

Urintest

Befindet sich im abgegebenen Urin Glukose, besteht ebenfalls Verdacht auf einen Diabetes. Zu hohe Eiweißwerte im Urin können auf eine Nierenerkrankung hinweisen. Außerdem kann zum Beispiel anhand von Blutkörperchen ein Infekt der Harnwege entdeckt werden, der sich nicht immer durch Schmerzen verrät. Nitrit im Urin gilt als Indikator für eine bakterielle Harnwegsinfektion.

Ergeben sich aus dem Check-up Verdachtsmomente auf Krankheiten, wird aus der Leistung zur Früherkennung die Leistung zur sogenannten Regelversorgung wie zum Beispiel in Form eines Elektrokardiogramms oder Ultraschalls. 

Abschlussgespräch

Bei der Besprechung der Ergebnisse kann der Arzt dem Patienten Veränderungen der Lebensweise hinsichtlich Ernährung, Bewegung und Konsum von Genussmitteln und/oder weitere diagnostische und therapeutische Schritte vorschlagen. So können chronische Krankheiten rechtzeitig verhindert oder gemildert werden.

Just do it

Allerdings kann auch das ausgeklügeltste Früherkennungsprogramm nur greifen, wenn die ärztlichen Ratschläge nach dem Check-up auch langfristig befolgt werden.

Bei Ihnen sieht mal wieder alles gut aus? Der Check-up könnte sich trotzdem gelohnt haben. Denn Sie verlassen die Praxis einfach in dem guten Gefühl, dass Sie vermutlich ziemlich gesund sind.

Zusätzlich zum Check-up 35 besteht Anspruch auf folgende Vorsorgeuntersuchungen:
  • Für Frauen und Männer ab 35 alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening
  • Für Frauen und Männer zwischen 50 und 55 eine jährliche Stuhluntersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung
  • Für Frauen und Männer ab 55– alle zwei Jahre die Darmkrebsfrüherkennung durch Stuhluntersuchung oder im Abstand von zehn Jahren zwei Darmspiegelungen (Koloskopien)
  • Für Frauen die jährliche Krebsvorsorgeuntersuchung der Genitalien und Brust sowie von 50 bis 69 jedes zweite Jahr eine Mammographie
  • Für Männer ab 45 die jährliche Krebsfrüherkennung der Genitalien und Prostata
  • Neu ab 2018: Für Männer ab 65 eine einmalige Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas (Erweiterung der Bauchschlagader)

Dabei kann es sich lohnen, sich bei der eigenen gesetzlichen Krankenkasse über eventuelle zusätzliche Ansprüche auf Vorsorgeuntersuchungen zu informieren.

Zu guter Letzt sollte man nicht vergessen, dass auch die regelmäßigen Impfungen zur Gesundheitsvorsorge beitragen.

Hinweis: Dieser Artikel gibt Informationen zu einem Gesundheitsthema. Er ersetzt jedoch in keiner Weise Beratung, Diagnose oder Therapie bei einer Ärztin oder einem Arzt.

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