Welterbestätten – Highlights für den Deutschland-Urlaub

Wie so viele urlaubten wir diesmal innerhalb der Landesgrenze. Es verschlug uns an Saar und Mosel, wo wir unter anderem die stillgelegte Völklinger Hütte (Helm auf und rauf zum Hochofen) und die sensationellen Bauten in Trier (Touristen ante Porta Nigra) entdeckten. Dabei fiel uns auf: Das Industriedenkmal in Völklingen und die Hinterlassenschaften der alten Römer in Trier haben eines gemeinsam: Sie sind Welterbestätten. Davon gibt es hierzulande 51. Das klingt doch nach einem Geheimtipp für die nächsten Urlaubsziele.

Welterbestätten

Monumental: Völklinger Hütte

Was ist das überhaupt, ein Welterbe? Die Kulturabteilung der Vereinten Nationen, UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization), hat 1972 beschlossen, bestimmte Errungenschaften auf unserem Planeten quasi unter Denkmalschutz zu stellen. Ein Welterbe kann sowohl menschengemacht (Weltkulturerbe) als auch von der Natur geschaffen (Weltnaturerbe) sein.

Die Auszeichnung zur Welterbestätte bekommen Bauwerke, Orte und Gegenden, die als außerordentlich wertvoll für Erde und Menschheit gelten – und deren politisch Verantwortliche sich besonders erfolgreich beim UNESCO-Komitee bewerben. Das haben deutsche Landesministerien und die Kulturministerkonferenz auch 2021 wieder geschafft. Welterbe-Glanz erstrahlt nun auf gleich fünf neuen Stätten:

  • Die Siedlung Mathildenhöhe in Darmstadt mit ihrer Mischung aus reichem Jugend- und reduziertem Bauhaus-Stil
  • Römergrenze 1: die Limes-Reste, wie sie die Donau entlang ans Imperium Romanum erinnern
  • Römergrenze 2: die Flussgrenze des Niedergermanischen Limes entlang des Rheins
  • Die Bauten und Friedhöfe der mittelalterlichen jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz
  • Die Prachtbauten und -anlagen der nun zu den „Great Spas of Europe“ gehörenden Kurorte Bad Kissingen, Baden-Baden und Bad Ems
Welterbestätten

Frisch ernannt: Darmstädter Mathildenhöhe

Freilich gibt es zahlreiche berühmtere Welterbestätten in Deutschland, dessen Welterbe-Karriere mit der Ernennung der gewaltigen Dome in Aachen (1978) und Speyer (1981) begann.

Kirchen, Klöster, Burgen, Schlösser, Altstädte, Monumente der Geistesgeschichte

Weltkulturerbe gibt es in vielen Ausprägungen. Neben herausragenden Kirchen und Klöstern (wie die Dome zu Aachen, Speyer, Köln, die Wies-Kirche und das Kloster Lorsch) gehören dazu Zeugnisse weltlicher Macht wie einzigartige Burgen und Schlösser (wie Würzburg, Potsdam, Wartburg), geschichtsträchtige Altstadtensembles (wie Lübeck, Bamberg, Regensburg, Stralsund, Wismar, Quedlinburg) und besondere Ergebnisse deutscher Kultur- und Geistesgeschichte (wie Luther-Gedenkstätten in Eisleben und Wittenberg, Rathaus und Roland in Bremen, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth).

Selterbestätten

Deutschlands erste Ernennung: Dom zu Aachen

Schützenswerte Kultur steckt aber auch in der Geschichte von Industrie und Handel, und das macht Welterbestätten wie die Völklinger Hütte, die Essener Zeche Zollverein, die Hamburger Speicherstadt und das Augsburger Wassermanagement-System so sehenswert.

Welterbestätten

Weltnaturerbestätte Alte Buchenwälder

Und wie steht es mit dem deutschen Naturerbe? Wer in einem alten Buchenwald wandert, besichtigt gerade eins. Wer durchs Wattenmeer streift, dito. Angesichts der Fossilienfunde in der Grube Messel bei Darmstadt kann man einen Blick in die Urzeit werfen.

Vom Urpferdchen zur Eiszeithöhle

Letzteres ist ein gutes Beispiel dafür, das einige Welterbe-Besichtigungen durchaus auch für wissbegierige Kinder und Enkel geeignet sind. Auf der Schwäbischen Alb beispielsweise gibt es Höhlen und Kunst aus der Eiszeit zu erforschen, und die Besteigung ehemaliger Eisenhütte-Hochöfen ist ein Abenteuer, das gut ankommt.

Welterbestätten

Damit sind wir wieder bei der Urlaubstauglichkeit der Welterbestätten. Meist ist deren Besichtigung bestens organisiert, und zur vertieften Information dienen die Internetseite der UNESCO und des deutschen Welterbestätten-Vereins. Hier gibt es auch Routen-Vorschläge für Kurzurlaube als Kombi-Reise zu mehreren Welterbestätten in bestimmten Teilen Deutschlands. Beispiel: Den Besuch von Völklinger Hütte und Trier kann man mit der Reise zum Speyrer Dom und den Klöstern Lorsch und Maulbronn verbinden.

Die Anerkennung als Welterbe bringt einer Stätte schließlich nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch touristische Einnahmen. Das Prädikat „besonders wertvoll“ gilt also im doppelten Sinne. Damit befinden sich die gewünschte Vermittlung des universellen Wertes und die wirtschaftliche Bedeutung für die individuelle Region im Einklang.

Adieu Welterbe

Doch manchmal geraten die Werte-Prioritäten in Konkurrenz. Wie der Name schon sagt, sollten wir derzeitigen Planetenbewohner die geerbte Stätte eigentlich ordentlich an die nächsten Generationen weitergeben. Wer das nicht macht, dem kann der Erbe-Status auch wieder aberkannt werden.

Ein deutsches Beispiel ist das Dresdner Elbtal: Während der Planung, eine vierspurige Brücke zu errichten, geriet dieses Naturerbe zunächst auf die Rote Liste. Inzwischen fahren die Autos drüber, und seit 2009 ist das Elbtal ein Ex-Welterbe, da das internationale UNESCO-Komitee in geheimer Abstimmung den Daumen gesenkt hatte.

Zum Glück bleiben ja noch 51 deutsche (davon einige grenzübergreifende) Welterbestätten zur Auswahl (Stand 2021). Es muss nicht immer Italien sein.

1 Kommentar

Schöne Anregungen für meine nächste Urlaubsplanung. Einige Sehenswürdigkeiten habe ich schon gesehen, aber es gibt noch viel zu entdecken in unserem schönen Deutschland.

Schreibe einen Kommentar