Das Älterwerden kann Begleiter haben, die mit der Zeit immer penetranter werden. Dazu gehört das Schnarchen, medizinisch: Rhonchopathie*. Da mit den Jahren Gewebe und Muskeln im Rachen schlaffer werden, schnarchen Menschen in der Altersgruppe ab 60 häufiger und häufiger auch lauter. Der weibliche Anteil im Schnarchkonzert ist zwar generell geringer, doch auch Frauen, die in jüngeren Jahren lautlos schlummerten, können nach der Menopause mit dem Schnarchen anfangen.
Wie entsteht Schnarchen? Im Schlaf macht sich eine Verengung der oberen Atemwege bemerkbar. Ursachen gibt es viele:
- Die allgemeine Muskelentspannung im Schlafzustand
- Die Rückenlage, bei der Zunge und Unterkiefer nach unten rutschen
- Nasenengpässe, die dazu führen, dass man nachts durch den Mund atmet, wie zum Beispiel bei Erkältung, Allergie, Polypen
- Übergewicht
- Anatomische Besonderheiten wie eine zu große Zunge oder ein zu kleiner Unterkiefer
- Schlaffes Gewebe im Rachenraum, auch altersbedingt
- Zusätzliche Erschlaffung nach dem Genuss von Alkohol und Nikotin oder der Einnahme muskelentspannender Medikamente wie Psychopharmaka und Allergietabletten
Im verengten Luftstrom geraten Weichteile, allen voran die Gaumensegel, an denen das Zäpfchen hängt, in Bewegung und verwandeln leise Atemgeräusche in hörbares Schnarchen. Je nachdem, was gerade wie stark schwingt, werden Pfeif-, Röchel-, Grunz- und Sägegeräusche in unterschiedlichen Tonhöhen daraus. Auch die Lautstärke kann extrem variieren, von dezenten 20 Dezibel eines leichten Raschelns bis zu guinnessbuchrekordhaltenden 93 Dezibel, die man sich als akustische Autobahn auf der Matratze vorstellen darf – viel befahren, ohne Tempolimit.
Während zwar bei den meisten Schnarchern kein Lastwagen durchs Schlafzimmer braust, kann auch der durchschnittliche Schnarchlärm ausreichen, um den Bettpartner beziehungsweise meist die Bettpartnerin wachzuhalten oder regelmäßig aus einer Leichtschlafphase aufzuwecken.
Wird der Schnarchende selber wach?
Zur Verblüffung der Gepeinigten scheint der Lärmende selbst selig weiterzuschlummern. Dies wird damit erklärt, dass das Gehirn im Schlaf zwischen bedrohlichen und nicht bedrohlichen Geräuschen unterscheidet. Zu letzteren gehören bisweilen auch der Krach aus dem Fernseher, vor dem wir müde weggedämmert sind, vor allem aber die Geräusche, die der Körper selbst erzeugt: das Schnarchen.
Allerdings geht man inzwischen davon aus, dass die Schnarcher von ihrem eigenen Nachtkonzert nicht ganz so unbehelligt sind, wie es scheint. In Untersuchungen im Schlaflabor wurde gemessen, dass Schnarchende aus bestimmten Schlafphasen durchaus regelmäßig aufwachen, ohne sich daran zu erinnern. Diese kurzen Wachmomente erlebt auch der „normale“ Schläfer, da sie zum Wechsel zwischen Tief- und Leichtschlaf gehören. Bei Schnarchern kann die Störung der Tief- und Traumschlafphasen jedoch durch ihre Häufigkeit entsprechend unangenehme Folgen wie Müdigkeit am Tage und mangelnde Erholung haben.
Gesundheitsgefährdende Schlafapnoe
Während rhythmisches leichtes Schnarchen als unbedenklich gilt, kann intensives Schnarchen also die Gesundheit gefährden, insbesondere wenn zusätzlich der Atem aussetzt. In diesem Fall sind die Atemwege so verengt, dass die Luft nicht mehr durchkommt. Das Luftholen mit einem starken Schnarchgeräusch steht dann am Ende eines sekundenlangen Atemstillstands. Hier ist das Schnarchen ein Symptom der obstruktiven Schlafapnoe (OSA)*.
Nach einer Leitlinie im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. kann der Übergang zwischen reinem Schnarchen und OSA zum Teil fließend sein. Es gibt es sogar Hinweise darauf, dass auch starke Schnarcher ohne OSA ein höheres Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen haben, wobei die Datenlage als noch ungenügend gilt. Beim Schnarchen in Verbindung mit Atemaussetzern der OSA sind die gesundheitlichen Risiken jedoch nachgewiesen. Durch den häufigen Sauerstoffmangel kommt es immer wieder zu einer gefährlich verringerten Sauerstoffsättigung im Blut mit entsprechenden Risiken im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, transitorische ischämische Attacke oder Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt.
Wer den Verdacht hat, unter Schlafapnoe zu leiden, sollte Experten der Schlafmedizin aufsuchen. Das können Allgemeinärzte, Neurologen, HNO- oder Lungenfachärzte sein, die sich auf Schlafstörungen spezialisiert haben.
Diagnose und Therapie
Zur Diagnostik gehören ausführliche Arztgespräche mit dem Betroffenen, wenn möglich zusammen mit seinem Bettpartner, sowie Untersuchungen des Rachenraums und der Atemwege. Eventuell ist eine Überwachung in einem Schlaflabor nötig, um eine starke Rhonchopathie von der OSA abzugrenzen. Inzwischen gibt es sogar Smartphone-Apps, die Schnarchgeräusche akustisch analysieren, die bislang allerdings nur als zusätzliche Möglichkeit der Diagnostik gelten. Da reines Schnarchen im Gegensatz zur OSA nicht als Erkrankung gilt, muss auch geprüft werden, ob die Krankenkasse die Therapiekosten übernimmt.
Ob Sie einfach nur ungestört schlafen (und schlafen lassen) möchten oder eine schlafbedingte Atemstörung behandeln müssen: Die Therapie hängt natürlich davon ab, was als Ursache für die nächtlichen Atemprobleme ermittelt wurde. Operationen – meist minimal-invasiv – können nötig sein, wenn anatomische Atemhindernisse wie zum Beispiel vergrößerte Mandeln, Polypen oder eine Verkrümmung der Nasenscheidewand aus dem Luftweg geräumt werden müssen. Darüber hinaus gibt es die Implantation von Plastiken in die Gaumensegel und das Erhitzen oder Weglasern von überschüssigem Gewebe. Derartige Eingriffe wollen wohlüberlegt sein. Zum langfristigen Erfolg dieser Methoden gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Des Weiteren bergen sie die Gefahr, dass Schlucken und Sprechen behindert werden oder sogar, dass Nahrung und Flüssigkeiten über die Nase zurückkommen.
Zunächst sollten nicht-operative, konservative Therapien im Fokus stehen.
- Oft hilft es bereits abzunehmen, um übermäßiges Fett im Rachenbereich loszuwerden.
- Man verzichtet auf Substanzen, die die Rachenmuskulatur entspannen. Das heißt, man lässt Alkohol und Nikotin mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen weg oder vermeidet – wenn möglich und nach Absprache mit dem Arzt – Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Antihistaminika.
- Es gibt spezielle Westen, die den Schläfer dazu bringen sollen, nicht auf dem Rücken zu liegen.
- Falls bei allergischen Beschwerden die Nase mit einem Spray freigehalten werden muss, sollte man ein Präparat benutzen, das die Schleimhäute nicht schädigt.
- Darüber hinaus gibt es medizinische Vorrichtungen zum Freihalten der Nasenflügel.
- Schienen zur Fixierung des Unterkiefers sollten vom Zahnarzt individuell angepasst werden und regelmäßig überprüft werden.
- Bei starker Schlafapnoe kann es nötig sein, trotz des dadurch eingeschränkten Komforts nachts ein nasales Atemgerät zu tragen, das dem Schläfer bedarfsgerecht Sauerstoff liefert.
Lassen Sie sich zu den Maßnahmen gegen störendes und gesundheitsgefährdendes Schnarchen gut beraten und probieren Sie aus, was bei Ihnen am besten hilft.
Menschen mit einer musikalischen Ader (und toleranten Nachbarn) könnten im Vorteil sein. Zum Trainieren gegen die Rachenerschlaffung sollen sich das Singen und das Spielen auf einem Blasinstrument, vor allem auf einem australischen Didgeridoo eignen. Zum Erfolg gibt es keine eindeutige Datenlage. Jedenfalls sollte man nicht gerade üben, wenn die Partnerin/der Partner gerade den versäumten Nachtschlaf aufholt.
*Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und enthält Tipps und Information. Er ersetzt in keiner Weise Beratung, Diagnose und Therapie durch einen Arzt.