Mein Haus, mein Auto, mein Boot … kann ich prima vererben. Aber mein Google, mein Facebook, mein PayPal? Mein Netflix, meine E-Books, mein eBay? Digitaler Nachlass, also alle Daten, Konten, Dateien, Verträge, die unser Internetdasein ausmachen, überdauert hartnäckig unser analoges Leben.
Grundsätzlich geht laut Bundesgerichtshof auch ein digitaler Nachlass gemäß gesetzlicher Erbfolge an die Erben über. Allerdings können die Suche nach den Aktivitäten und dem Zugang zu den verwaisten Daten den Angehörigen reichlich Stress bereiten. Und so ganz egal ist den meisten Menschen auch nicht, was mit den Daten und Inhalten nach ihrem Ableben passiert. Daher sollte man gleich mal regeln, dass und wie dieses Erbe in die richtigen Hände kommt.
- Computer
- Notebook
- Tablet
- Speichermedien
Am einfachsten verhält es sich mit Inhalten, die lokal gespeichert sind. Da übernimmt der Erbe zunächst sämtliche Hardwaregeräte wie PC, Laptop, Tablet, Smartphone, externe Festplatten, USB-Sticks, CDs und DVDs.
- Installierte Programme
- Dokumente
- Fotos
- Files
Den Besitzer wechselt dabei naturgemäß alles, was an Programmen, Dateien, Fotos und Videos auf den Geräten gespeichert ist. Aber selbst dazu benötigt der Erbe das Passwort für zugangsgesperrte Geräte oder verschlüsselte Dateien.
- E-Mail-Konten
- Cloud-Dienste
- Profile bei sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram, Twitter, Pinterest, Xing, LinkedIn, Snapchat et cetera
- Profile bei speziellen Foren und Communities
Komplizierter wird das Thema digitaler Nachlass, wenn er auf Vertragsbeziehungen mit Anbietern aller möglichen Online-Dienstleistungen basiert. Dazu gehören Konten bei den Anbietern von E-Mail-Adressen und Cloud-Diensten. Was passiert außerdem mit all den verwaisten ideellen Erinnerungswerten wie den Texten, Fotos und Videos, die in soziale Netzwerke hochgeladen wurden? Dass Erben auf das Facebook-Konto eines Verstorbenen zugreifen dürfen, ist erst seit Mitte 2018 geklärt, als der Bundesgerichtshof sein Grundsatzurteil gefällt hat. Zuvor hatten die Eltern eines verstorbenen Mädchens jahrelang vor Gericht darum gestritten.
- Bezahldienste
- Spiele-Accounts
- Buch- und Musikdateien
- E-Commerce-Konten
- Urheberrechte
- Werbeeinnahmen
Zu beachten sind darüber hinaus monetäre Werte in digitaler Form wie Guthaben bei Bezahldiensten wie PayPal, mit „echtem Geld“ gekaufte Spielelemente oder elektronische Bücher für E-Reader. Nicht jeder weiß, dass mit dem „Kauf“ von E-Books und digitaler Audio-Dateien meist nur ein lebenslanges Nutzungsrecht erworben wurde. Zu prüfen sind außerdem Konten bei Online-Shops und Verkaufs-Plattformen mit eventuellen Ausständen oder Guthaben. Auch Urheberrechte und Nutzungsrechte mit entsprechenden Einnahmen sowie Werbeeinnahmen aus Inhalten im Netz wie Fotos, Videos, Blogtexte etc. können an den Erben übergehen.
- Streaming-Dienste
- Online-Abos
- Software-Lizenzen
- Website-Hosting
Vererbt werden kann aber auch alles, was in der digitalen Welt Geld kostet. Aktive Internetnutzer haben eine Vielzahl von Abonnementverträgen, zum Beispiel für das Streaming von Serien, Filmen und Musik, die digitalen Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften sowie kostenpflichtige Software-Programme und Cloud-Dienste für große Datenmengen. Auch das Hosting von Blogs oder Webseiten ist gebührenpflichtig. Erben möchten diese laufenden Kosten für nicht mehr genutzte Leistungen verständlicherweise schnellstmöglich stoppen.
Was darf man vom Erben erwarten?
Mit entsprechender Vorbereitung sollten Hinterbliebene in der Lage sein, den digitalen Nachlass im Sinne des Verstorbenen zu behandeln.
- Erben sollten Nachweise wie Sterbeurkunde und Geburtsurkunde, bevollmächtigende Dokumente wie Testament oder Vollmacht sowie alle Benutzernamen und Passwörter zusammentragen.
- Auf dieser Basis können Erben die Daten, Fotos, Videos und Texte sichern oder löschen.
- Bei Vertragsbeziehungen können Erben Abonnements, Konten und Profile löschen.
- Im Zweifel müssen Anbieter kontaktiert, die Löschung beantragt und die jeweiligen allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und Datenschutzbestimmungen beachtet werden.
- Erben können ein Profil in einen „Gedenkstatus“ versetzen lassen, sofern der Betreiber eines sozialen Netzwerkes dies anbietet.
Wie bereitet man alles vor?
- Verschaffen Sie sich einen Überblick über alle Ihre Aktivitäten, Profile, Mitgliedschaften, Abonnements und Verträge im Internet (siehe oben).
- Listen Sie alle Adressen, Benutzerdaten, Zugangsdaten und Passwörter auf.
- Zum übersichtlichen Auflisten und einfachen Übermitteln an Bevollmächtigte und Hinterbliebene eignen sich Passwortmanager-Programme wie zum Beispiel KeePass oder eines seiner Derivate. Die Passwortdatei kann auf dem eigenen möglichst mit einem Zugangspasswort gesperrten Rechner gespeichert sein oder als Kopie auf einem USB-Stick aufbewahrt und übermittelt werden. Der Erbe benötigt das Zugangspasswort des jeweiligen Geräts oder Speichermediums sowie das Master-Passwort des Passwort-Manager-Programms, um Zugang zu erhalten. Solche zentralen Passwörter müssen sorgfältig behandelt und gesichert werden.
- Bringen Sie alle Listen regelmäßig auf den neuesten Stand.
- Überlegen und entscheiden Sie, was mit welchen Daten und Profilen geschehen soll: Sichern, löschen, Gedenkstatus einrichten et cetera.
- Was wer in Sachen digitaler Nachlass unternehmen soll, können Sie in einem Testament festlegen.
- Oder Sie legen Ihre Wünsche in einer Vollmacht fest. Wichtig ist, dass die Vollmacht handschriftlich verfasst, unterschrieben und mit dem Vermerk „über den Tod hinaus“ versehen ist. Sie sollte wie eine Vorsorgevollmacht so aufbewahrt werden, dass der Bevollmächtigte im Fall des Falles schnell damit agieren kann. So verleiht man sich selbst und den künftigen Erben ein hohes Maß an Sicherheit im Umgang mit dem digitalen Nachlass, selbst wenn bislang nicht alle Details zur Weitergabe von Zugangsdaten oder Nutzungslizenzen rechtlich eindeutig geklärt sind.
- Eine Textvorlage für den Wortlaut der Bevollmächtigung findet man zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale.
- Besonders sensibel ist der Datenschutz bei Online-Bankkonten. Zur Regelung des Nachlasses, der über ein Online-Bankkonto läuft, kann es sinnvoll sein, der Vertrauensperson beziehungsweise dem Erben zusätzlich eine Bankvollmacht zu erteilen.
Studie zum digitalen Nachlass
Wer es genau wissen will, kann sich in einer Studie über den digitalen Nachlass aus rechtlicher und technischer Sicht informieren. Die Untersuchung wurde vom Fraunhofer Institut SIT und den Universitäten Regensburg und Bremen durchgeführt und vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz gefördert.
Schon zu Lebzeiten nützlich
Grundsätzlich hat es viele Vorteile zu regeln, was einen über den Tod hinaus betrifft. Das gilt nicht nur für das Erbe, sondern beispielsweise auch für die Bestattung.
Selbst wenn man nicht gerne über den Tod nachdenkt – die vorsorgliche Organisation der digitalen Handlungsfähigkeit von Vertrauenspersonen kann auch zu Lebzeiten großen Nutzen bringen, zum Beispiel wenn man durch einen schweren Unfall oder Krankheit vorübergehend außer Gefecht gesetzt ist.
Und überhaupt: Ein kompletter Überblick über sämtliche Daten und Passwörter kann auch nicht schaden, wenn man noch gesund und quicklebendig ist.
Dieser Artikel enthält Tipps zu einem rechtlichen Thema. Er ersetzt in keiner Weise die Beratung durch einen Anwalt oder Notar.
Alle Bezeichnungen für Personen im generischen Maskulinum (Erbe, Bevollmächtigter etc.) implizieren selbstverständlich alle nichtmännlichen Personen.
English Version
Digital inheritance – how to regulate your data heritage
My house, my car, my boat… …I can leave it to my heirs. But my Google, my Facebook, my PayPal? My Netflix, my e-books, my eBay? Digital inheritance, i.e. all the data, accounts, files, contracts that make up our Internet life, stubbornly outlives our analog life.
In principle, according to the Federal Court of Justice, a digital inheritance also passes to the heirs in accordance with legal succession. However, the search for activities and access to the orphaned data can cause a lot of stress for the relatives. And most people do care what happens to the data and content after their death. That is why it is important to make sure that and how this inheritance gets into the right hands.
Computer, Notebook, Tablet, Storage media
The easiest way to do this is with content that is stored locally. Here, the heir initially takes over all hardware devices such as PC, laptop, tablet, smartphone, external hard drives, USB sticks, CDs and DVDs.
Installed programs, documents, photos, files
Naturally, the heir receives all the programs, files, photos and videos stored on the devices. But even for this, the heir needs the password for access-blocked devices or encrypted files.
E-mail accounts, cloud services, profiles on social networks (Facebook, Instagram, Twitter, Pinterest, Xing, etc.) and on special forums and communities
The issue of digital inheritance becomes more complicated when it is based on contractual relationships with providers of all kinds of online services. These include accounts with providers of e-mail addresses and cloud services. What happens to all those orphaned memories like texts, photos and videos uploaded to social networks? The fact that heirs may access a deceased person’s Facebook account has only been clarified since mid-2018, when the Federal Supreme Court made its landmark ruling. Previously, the parents of a deceased girl had argued about this in court for years.
Payment services, game accounts, book and music files, e-commerce accounts, copyrights, advertising revenue
Monetary values in digital form such as credit balances with payment services such as PayPal, game elements bought with „real money“ or electronic books for e-readers should also be taken into account. Not everyone is aware that the „purchase“ of e-books and digital audio files usually means that only a lifelong right of use has been acquired. Accounts at online shops and sales platforms should also be checked for possible outstanding debts or credit balances. Also copyrights and rights of use with corresponding income as well as advertising income from content on the net such as photos, videos, blog texts etc. can pass to the heir.
Streaming services, online subscriptions, software licenses, website hosting
But everything that costs money in the digital world can also be inherited. Active Internet users have a variety of subscription contracts, for example for streaming series, films and music, digital editions of newspapers and magazines, as well as paid software programs and cloud services for large amounts of data. The hosting of blogs or websites is also subject to fees. Heirs understandably want to stop these running costs for services that are no longer used as quickly as possible.
What can one expect from an heir?
With appropriate preparation, survivors should be able to handle the digital inheritance in the spirit of the deceased.
- Heirs should collect supporting documents such as death certificate and birth certificate, empowering documents such as will or power of attorney and all user names and passwords.
- On this basis, heirs can back up or delete the data, photos, videos and texts.
- In the case of contractual relationships, heirs can delete subscriptions, accounts and profiles.
- In case of doubt, providers must be contacted, the deletion requested and the respective General Terms and Conditions (GTC) and data protection regulations observed.
- Heirs can have a profile set to a „memorial status“ if the operator of a social network offers this.
How do you prepare everything?
- Get an overview of all your activities, profiles, memberships, subscriptions and contracts on the Internet (see above).
- List all addresses, user data, access data and passwords.
- Password manager programs such as KeePass or one of its derivatives are suitable for a well-structured list and easy transmission to authorised representatives and survivors. The password file can be stored on your own computer, preferably locked with an access password, or a copy can be stored and transmitted on a USB stick. The heir needs the access password of the respective device or storage medium as well as the master password of the password manager program to gain access. Such central passwords must be handled and secured carefully.
- Update all lists regularly.
- Consider and decide what to do with which data and profiles: Save, delete, set up memorial status, etcetera.
- You can determine in a will what who should do with digital assets.
- Or you can specify your wishes in a power of attorney. It is important that the power of attorney is handwritten, signed and marked „beyond death“. It should be kept in the same way as a precautionary power of attorney so that the authorised representative can act quickly if the worst comes to the worst. In this way, one gives oneself and one’s future heirs a high degree of security in dealing with the digital estate, even if not all details regarding the transfer of access data or user licenses have been clearly clarified in law to date.
- A text template for the wording of the power of attorney can be found, for example, at the consumer advice centre.
- Data protection is particularly sensitive in the case of online bank accounts. In order to regulate the estate that is held in an online bank account, it may be advisable to grant the trusted third party or the heir an additional power of attorney (account signatory).
Study on the digital inheritance
Anyone who wants to know exactly can obtain information on digital inheritance from a legal and technical perspective in a study. The study was carried out by the Fraunhofer Institute SIT and the Universities of Regensburg and Bremen and was funded by the Federal Ministry of Justice and Consumer Protection.
Already useful in lifetime
Basically, there are many advantages to regulating what affects you beyond death. This applies not only to inheritance, but also to burial, for example.
Even if one does not like to think about death – the precautionary organisation of the digital capacity to act of confidants can also be of great benefit during one’s lifetime, for example if one is temporarily incapacitated by a serious accident or illness.
And anyway: A complete overview of all data and passwords can’t hurt if you are still healthy and alive.
This article contains tips on a legal topic. It in no way replaces the advice of a lawyer or notary.