Kurz vor dem Fest geht in diesem Jahr hier noch eine Warnung raus: Vorsicht vor Weihnachting!
Denn es scheint, mit Wörtern, an denen ein ing hängt, lässt sich gerade in der festlichen Zeit viel erklären. Gemeint sind nicht Liebling und Klingelingeling, sondern trendige englische Wörter, die sich immer mehr in unsere Sprachwelt einschleichen.
So bedingt das Fest ein harmonisches Miteinander heterogener Familienbestandteile, sofern sich nicht der ein oder andere fürs Ghosting, also das schofle Abtauchen samt Verweigerung jeglicher sozialmedialer Kontaktaufnahme entscheidet, zum Beispiel für ein kurzfristiges Bugging Out, sprich: Abhauen auf die Malediven.
Oder die unschlüssige Person macht gelegentlich eine Vielleicht-Zusage, um sich ganz allmählich aus den familiären Weihnachtsplänen herauszustehlen. Diese windelweiche Methode nennt sich Bread Crumbing, also mit dem Hinwerfen von Brotkrümeln die anderen hinhalten.
Vielleicht hat der Boykotteur aber auch keine Lust auf den Cousin, der stets die überdimensionierten Geschenke dabei hat, um notorisch Eindruck zu schinden. Der Trick ist erkannt: Gatsbying. Der Ausdruck stammt aus dem Reich der Partnersuche, heute Dating genannt, und definiert ein bestimmtes Verhalten. So wie Gatsby in Fitzgeralds Roman versucht, seine Daisy durch Darstellung seines Reichtums für sich zu gewinnen.
Falls sich dadurch genervte Familienmitglieder mit Plätzchen und Likörchen in eine Ecke still zurückziehen, hebt dieses Quiet Quitting nicht gerade die Stimmung zum Fest.
In einen Harmoniekiller kann auch die Methode Hardballing ausarten. Man zieht die kommunikativen Samthandschuhe aus und wirft sich schonungslos ehrlich an den Kopf, was man voneinander hält: „Ich kann Angeber nicht leiden.“
Eng verwandt ist die Methode Fingerpointing, ein moralischer Schlagabtausch à la „Du bist wieder mit deinem fetten Diesel-SUV gekommen?“ gegen „Isst Du auch mal was anderes als Fleisch?“
Weihnachten bedeutet für den Gastgeber Multitasking. Nach all den Mühen hört er das: „Deine Gans schmeckt phantastisch, hast du die fertig gekauft?“ Wenn ein Kompliment fiese Kritik verpackt, sollten Sie es als Negging durchschauen. Diese Kreation kommt ebenfalls aus den Untiefen des modernen Datings, geht aber auch in der Familie: „Der peinliche Weihnachtspulli steht dir richtig gut…“
Hier sind wir schon ganz nah am Bodyshaming, dem Niedermachen von Mitmenschen aufgrund ihrer physischen Erscheinung.
Bei solchen vergifteten Komplimenten kann man also nicht mehr mit Andy Möller sprechen: „Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl.“
So geht’s
Gibt es mit ing eigentlich überhaupt was Positives? Na klar: Weihnachtliche Harmonie funktioniert mit einem innerem Brainstorming, welche Sprüche man sich lieber verkneift, aber auch mit familiärem Teambuilding und einem präzisen Briefing, wer den Baum schmückt und den Tisch deckt. Das Ganze am besten mit etwas Gelassenheit und dem Bekenntnis zu Learning by Doing.
Nicht vergessen: Weihnachten ist Sharing und Caring, ganz klare Anzeichen für Cool Aging. Frohes Fest!
1 Kommentar
Fein! Werd ich weiter nutzen! Freu much neues aus der cool-aging Ecke!