„Hausfrauenporsche?“ Wenn Jüngere Ältere nicht verstehen, kann dies an der veränderten Lebenseinstellung, aber auch am Sprachwandel liegen. Denn viele Wörter sind fast ausgestorben, und wer sie noch draufhat, verrät eine gewisse Reife. Doch Vorsicht bei der Wiederbelebung: Wir Babyboomer schwammen damals ahnungslos im Sündenpfuhl der politischen Unkorrektheit.
Wie sollte der altväterliche Volksmund auch einen Porsche nennen, der niedliche Klappaugen und schlappe 125 PS besaß? Das reichte halt nur für die Hausfrau. Kritikern der traditionellen Geschlechterkultur dürfte es gefallen, dass der diskriminierte Siebzigerjahre-Sportwagen stramme Verkaufszahlen und Kultstatus erlangte.
Überhaupt, die Frau.
So wie der Porsche 924 kein richtiger Porsche war, so war eine Person weiblichen Geschlechts ohne Trauschein keine richtige Frau, sondern „nur“ ein sprachlich verkleinertes Fräulein. Ein Scherz in heutigen Ohren. Mit zahlreichen weiteren Frauenbezeichnungen der Vergangenheit kann man finsterste altvordere Gesinnung bezeugen. So waren es vom Backfisch bis zur alten Jungfer nur wenige Jahre, in denen letztere sich womöglich zur Wuchtbrumme fehlernährt hat. Hat sie dagegen berufliche Unabhängigkeit erlangt, muss sie wohl ein Blaustrumpf sein. Dagegen mutet der Ausdruck Frauenzimmer zwar etwas gegenständlich, aber geradezu neutral bis wohlgesonnen an. Wenn jemand einen Atombusen bewunderte, gab es jedenfalls auch keinen Aufschrei. Wer heute eine Frau vermeintlich ganz modern als Tussi abkanzelt, verwendet übrigens die Kurzform der früheren Tusnelda. Wie der Name einer Cheruskerfürstengattin letztlich derartig in Verruf kam, ist unklar.
Männer-Mobbing
Allerdings wurde vormals auch einigen Männern sprachlich zu nahegetreten. Wie soll Peter die geballte Übellaunigkeit des Miesepeters auf sich beziehen? Und wie sollen es Toni, Horst, Larry und Leo auffassen, wenn jemand eine Bitte entrüstet zurückweist mit dem Hinweis: „Ich mach doch nicht den Himbeertoni/ich mach mich doch nicht zum Horst/ich bin doch nicht dein Larry/Leo!“
Vorbei und verboten …
… ist auch die sprachliche Laxheit bei der Verwendung von Ethnien und Nationalitäten. Das berühmt-berüchtigte Zigeunerschnitzel geistert nur noch durch die ein oder andere Provinz-Gaststätte in Posemuckel, Kleinkleckersdorf oder Hintertupfingen. Das alternative Neuwort Gypsyschnitzel müsste allerdings noch erfunden werden. Oder am besten sich gleich gesund ernähren. Der Negerkuss ist bereits gegessen, und der Mohrenkopf ist längst von der Guillotine der sprachpolitischen Revolution abgeschlagen. Der unverschämt leckere Mohr im Hemd überlebt vereinzelt im Reservat der österreichischen Speisekarte. Der Mohr mit der Rübe hingegen blieb aufgrund genialer Tarnung gänzlich unangetastet. Sicherheitshalber kann man aber Karotte sagen.
Doch was kann ein afrikanischer Volksstamm dafür, dass der Pop der Sechziger von akustisch überforderten Konservativen als Hottentottenmusik beschimpft wurde? Besagte Hottentotten sind als Eingeborene im Allgemeinen hinter dem Sprachwandel verschwunden und als vorkoloniale Indigene wieder hervorgetreten. Übrigens: Lassen Sie sich bloß nicht beim Türken erwischen, Fälschen hingegen ist zumindest sprachlich erlaubt. Kruzitürken ist auch passé. Wenn schon fluchen, dann bitte politisch korrekt. Ostzone blieb nur denen, die DDR nicht aussprechen konnten, und Zoni darf nur der Ossi selber sagen, falls er den Ausdruck noch kennt. Zusammen mit dem Wessi sind inzwischen ja alle ein bisschen gestrig.
Wer nonkonformistische Mitglieder einer Jugendszene, zum Beispiel Liebhaber von Hottentottenmusik, heute noch als Gammler die öffentliche Ordnung bedrohen sieht, erweist sich nicht wirklich auf der Höhe der Zeit. Falls einen ein Kind nervt, das unter pädagogischem Misserfolg leidet, sollte man es auf gar keinen Fall Bankert nennen. Die jungen Eltern würden dies nicht verstehen. An Backpfeifen, Maulschellen und Teppichklopfer wollen wir in diesem Zusammenhang erst gar nicht mehr erinnert werden. In einer sozial sensiblen Welt ist der politisch korrekte Sprachwandel schließlich überhaupt kein Kokolores, geschweige denn Mumpitz. Da können Sie Ihren Friedrich-Wilhelm druntersetzen. Vor allem, wenn draußen gerade Kaiserwetter ist.