Ein ganz normaler Postkasten im Advent: Neben Briefen, Karten und Werbung erreicht uns dutzendfach der Appell ans soziale Gewissen. In den Schreiben, in denen um Spenden gebeten wird, sind oft Absenderaufkleber, Weihnachtskarten, Kalender oder sogar kleine Geschenke miteingetütet – gewissermaßen als Anreiz, sich mit Geld zu „revanchieren“. Ist es draußen dunkel und kalt, in unseren Herzen aber hell und warm, geben wir doch gerne. Die Frage ist nur, wem? Es bleiben Bedenken, dass wohlgemeinte Spenden im Verwaltungsapparat einer Organisation versickern oder gar in den falschen Taschen landen. Doch man kann etwas dagegen tun.
„Ich will auf Nummer sicher gehen“
In Deutschland gibt es eine zentrale Einrichtung, die die Seriosität von Spendensammlern überprüft: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt sein Spendensiegel an Organisationen, die sich dessen Prüfung nach wirtschaftlichen, rechtlichen und ethischen Aspekten unterziehen.
Selbstverständlich wird jeder Organisation zugestanden, einen Teil der Hilfsgelder in die Verwaltung und Vermarktung zu investieren, ohne die die Projekte nicht funktionieren würden. Allerdings sollte das notwendige Maß, sprich ein bestimmter Prozentsatz am Spendenaufkommen, nicht überschritten werden.
Die meisten der größeren Hilfsorganisationen, von denen oft die aufwendigen Briefaktionen kommen, tragen das Spendensiegel. Aber auch zahlreiche weniger bekannte Projekte sind auf der Internetseite des DZI zu finden. Eine alphabetische Liste erleichtert die Suche.
Der Check durch das DZI ist kostenpflichtig, kann Monate dauern und erfordert einigen Aufwand nicht nur von den Prüfern, sondern auch von den Geprüften. Außerdem müssen die Organisationen alljährlich eine Verlängerung erreichen. So sind gerade die international aufgestellten Dachverbände, die großen nationalen Organisationen sowie Hilfsinitiativen ab einer bestimmten Mindestgröße in der Lage, das begehrte Siegel zu beantragen – nicht zuletzt, um damit für sich zu werben.
Viele kleine oder sehr spezialisierte Initiativen jedoch können sich das Prüfverfahren nicht leisten. Das heißt jedoch nicht, dass sie unseriös arbeiten.
„Mir liegt ein bestimmtes Thema am Herzen“
Vor allem über kleinere Hilfsprojekte kann man sich auch gut im Internet informieren. Eine wichtige Rolle spielt hierzulande die Internet-Plattform betterplace.org. Hier können sich die Spendensammler vorstellen und online um Zuwendungen bitten. Kostspielige Mailing-Aktionen entfallen. Die Betreiber der Seite haben ein kritisches Auge auf die verzeichneten Organisationen und nehmen längst nicht alle Bewerber auf. Außerdem gibt es die internettypische öffentliche Bewertungsfunktion. Doch auch hier sollte der Online-Spendenwillige hinterfragen, ob seine Gabe bei dem ausgesuchten Geldempfänger erkennbar sinnvoll und ehrlich verwendet wird.
Wer für ein bestimmtes Thema oder Projekt spenden will, kann sich zunächst auf der Homepage der entsprechenden Hilfsanbieter informieren. Im Internet kann man auch nach Informationen in der Presse suchen. Es sollte aber auch möglich sein, konkret um Auskunft über die Verwendung des Geldes zu bitten. Gibt es zum Beispiel Unterlagen über die Finanzen des Vereins?
„Wann sollte ich vorsichtig sein?“
Spendeneintreiber, die einen auf der Straße oder an der Haustür bedrängen, sollte man abweisen. Auch wenn die Mitarbeiter einer Organisation weder einen Jahresbericht noch Belege für die Gemeinnützigkeit herausrücken oder gar negativ auf Anfragen reagieren, spricht dies nicht für Seriosität.
Vorsicht ist geboten bei Spendenaufrufen samt Formular und Kontonummer, die Ihnen per E-Mail zugesandt wurden. Betrüger imitieren den Auftritt seriöser Organisationen. Wie bei anderen Spam-Mails sollte man den Absender durch Anklicken der Absenderzeile prüfen.
„Wer informiert neben dem DZI?“
Hinweise und Warnungen zum Thema Spenden geben auch die Verbraucherschutzorganisationen. Eine weitere Orientierungshilfe bieten die gelegentlichen Spenden-Rankings seriöser Medien.
Lieber ein großer Betrag als mehrere kleine
Mit gründlicher Information kann man nicht nur sinnvoll spenden, sondern auch einen gewissen Durchblick in den Briefkasten bringen. Denn auch hier gilt: Alle Jahre wieder. Je mehr und öfter man spendet, desto öfter könnte man wieder Post bekommen. Die Organisationen haben dann ihren Spender auf die Liste der erfolgversprechenden Adressaten gesetzt.
Die Stiftung Warentest rät dazu, lieber einen größeren Betrag an eine Organisation zu spenden, als das persönliche Spendenbudget auf viele kleine Zahlungen an mehrere Empfänger zu verteilen. Das senkt die Kosten für Verarbeitung und Verwaltung.
Spenden als Geschenk
Egal zu welchem Anlass – die Geschenkspende wird immer beliebter. Zum einen macht sie ein gutes Gewissen, zum anderen verhindert sie Geschenke-Flops. Freilich muss man sicher sein, dass der Beschenkte sich aufrichtig über eine Spende an eine bestimmten Organisation oder Initiative freut beziehungsweise diese ausdrücklich wünscht.
Viele stellen sich bei der Spende als Geschenk allerdings die Frage: Kommt man dann mit leeren Händen zur Feier? Eine Spende wird in der Regel bargeldlos direkt an die Organisation übermittelt. Doch wer möchte sich schon das Ritual des Überreichens eines Geschenkes als Anerkennung des Beschenkten oder Dank für eine Einladung buchstäblich aus der Hand nehmen lassen? Daher ist es durchaus angebracht, einen Beleg in einer Karte zu überreichen.
Zahlreiche Organisationen stellen dem Spender sogar eine Urkunde oder Geschenkkarte zum Überreichen an den Beschenkten zur Verfügung. Dazu gehören Ärzte ohne Grenzen, Unicef, Welthungerhilfe, Oxfam, der Deutsche Tierschutzbund, die Kindernothilfe und viele mehr. Wer eine Tierpatenschaft verschenken möchte, erhält vom Zoo eine Patenurkunde mit Angaben zum jeweiligen Tier. Wer mag, kann zusätzlich zum Geschenke-„Spendenbeleg“ eine Kleinigkeit wie Süßes oder Blumen mitbringen.
Es muss nicht immer Geld sein
Statt oder zusätzlich zum Geld können Spendenwillige auch Zeit und Energie für eine Sache anbieten. Zum Beispiel, in dem er oder sie ein Ehrenamt übernehmen. Daher werden auf betterplace.org nicht nur Spenden ermöglicht, sondern auch Ehrenämter angeboten. Auch hier ist erst einmal sorgfältige Recherche notwendig. Weitere Informationen über das Ehrenamt finden Sie hier. Eine „Spende“, die Bedürftige, aber auch Helfer langfristig erfreuen kann.