Rehkitze liegen zur Zeit in der Gegend herum. Aber nicht, weil sie verlassen wurden, sondern weil Mama Reh einen Trick anwendet. In den ersten Wochen riecht das Kitz nach nichts außer dem Feld-, Wald- oder Wiesenstück, in das es sich gerade tief hineinkuschelt – geschützt vor der Schnupperschnauze hungriger Räuber. Die Ricke besucht ihren Nachwuchs lediglich zum Säugen, Putzen und einem gelegentlichen Umzug. Die Methode Standhalten statt Flüchten ist dennoch hochgefährlich, denn es gibt Spaziergänger, Hunde und Landwirte. Aber man kann zum Tierwohl beitragen.
- Nehmen Sie Ihren Hund beim Spazieren in der freien Natur an die Leine.
- Falls Sie beim Wandern oder Spazierengehen ein Rehkitz – oft sind es zwei – in seinem Versteck antreffen, halten Sie sofort Abstand und treten Sie den Rückzug an. Wenn Sie es anfassen, riskieren Sie, dass es die Mutter aufgrund des anhaftenden Menschengeruchs nicht mehr annimmt.
- Gerettet werden muss ein Rehkitz, wenn die Ricke es nicht mehr versorgen kann, weil sie zum Beispiel vom Hund gerissen oder überfahren wurde.
- Was auch immer passiert ist, unternehmen Sie nichts, ohne sich mit einem sogenannten Jagdausübungsberechtigten abzusprechen. Wenn Sie ein Wildtier mitnehmen, um es aus einer akuten Notlage zu retten, sind Sie rechtlich zwar ein Tierschützer, aber auch ein Wilderer, wenn der Jagdpächter oder Jagdbesitzer – auffindbar zum Beispiel über die Jagdbehörde, Gemeinde oder Polizeistation – nicht hinzugezogen wurde. Der Jäger oder die Jägerin klärt sie idealerweise im konkreten Fall darüber auf, was zu tun ist. Es reicht nicht, Rehkitze zur Wildtierhilfe oder zum Tierarzt zu bringen.
- Tierfreunde, die Rehkitze retten wollen, haben aber Gelegenheit dazu bei der Mahd. Es gibt viele Landwirte, die die Verstümmelung und den Tod der in den Wiesen abgelegten Kitze vermeiden wollen (und es laut Tierschutzgesetz eigentlich auch müssen). Voraussetzung ist auch hier, dass der Landwirt (mit seiner Wiese), der Jäger (mit seinem Tier) und der tierliebe Mensch (mit seiner Hilfsbereitschaft) ein Team sind.
- Es geht darum, vor dem Mähen die regungslosen Kitze aufzuspüren, aus der Gefahrenzone zu bringen und nach der Mahd so zu platzieren, dass die Ricke ihre Jungen gesund und geruchlos wiederfindet. Das läuft beispielsweise so ab: Helfer schreiten die Wiese geordnet ab (wobei Abstandsregeln bestens eingehalten werden können), sichern ein gefundenes Kitz mittels Handschuhen und reichlich Gras in einem Karton am Wiesenrand und setzen es nach dem Mähen an oder nahe der Fundstelle wieder ins Gras.
- Wer bei solchen Rettungsaktionen mitmachen möchte, kann sich bei entsprechenden regionalen Organisationen melden. Die Deutsche Wildtierstiftung hat beispielsweise eine Rehkitzretter-Karte entwickelt. Ein zentrale Anlaufstelle ist die Plattform der Kitzrettung-Hilfe. Dort kann man sich registrieren lassen und wird bei Bedarf per E-Mail zum Einsatz gerufen. Obwohl eine Registrierung keine Verpflichtung darstellt, sollte man einigermaßen zeitlich flexibel und körperlich fit sein. Ideal also für Cool Ager, die ihre Energie gerne in ein Ehrenamt einbringen.
1 Kommentar
Vielen Dank für den schönen Artikel! Man kann aufgespürten Kitze auch sichern, indem man über sie kurz vor der Mahd einen Gartenkorb stülpt, damit sie nicht weggehen, das Ganze mit einem Pfahl markiert und dann aussen rum mäht. Der Treckerfahrer entfernt nach der Mahd Korb und Pfahl wieder und keiner musste das Kitz anfassen.