Duzen ist en vogue. „Was machst du gerade?“ „Gib deinem Leben eine Küche!“ Auf Sätze wie diese treffen Sie (!) nicht mehr nur sozialen Plattformen oder in schwedischen Möbelhäusern. Auch im Restaurant, im Laden, in der U-Bahn fliegt einem ständig das Du entgegen und es bleibt oft irgendwie unangenehm kleben. Vor allem, wenn man 60+ ist. Frei nach dem Motto: Bist du noch cool oder alterst du schon?
Coole Tipps zum Umgang mit dem Duzen
Hier ein paar Tipps, um die eigene Befindlichkeit bei der wachsenden Duzeritis besser einordnen zu können:
Das Du als das Gegenteil vom Sie wabert durch vier Problemzonen:
- Alter
- Status
- Soziales Umfeld
- Marketing
Vor diesem Hintergrund stellen sich zwei Fragen.
Macht es eigentlich jünger, wenn 60+ von Fremden geduzt wird?
Ja, wenn es im Umfeld üblich ist. Sprich, wenn sich in einem bestimmten Kontext alle unabhängig von Alter und Status duzen. Umgekehrt erzeugt es ein Störgefühl, wenn man in solch einem Kontext nicht geduzt wird. Es gibt Jobs, die erfordern Berufsjugendlichkeit inklusive dem Du. So sah die freie Werbetexterin plötzlich alt aus, als sie ein neuer Agenturangestellter respektvoll und wohlmeinend siezte. Sie beschloss, möglichst nur noch per Telefon und E-Mail mit Agenturen zu kommunizieren.
Nein, wenn das Duzen nicht unbedingt ehrlich gemeint ist. All die Dienstleister, die uns munter und freundlich duzen – machen wir uns nichts vor: Sie tun nur ihren Job. Ihr Arbeitgeber erhofft sich bessere Umsätze durch die Marketingstrategie, per Du Nähe zum Kunden zu erzeugen.
Muss als herabsetzend empfunden werden, wenn 60+ von Fremden geduzt wird?
Ja. Duzen geht auch heutzutage gar nicht, wenn das „Sie“ im sozialen Umfeld und beruflichen Kontext der Normalfall ist und das „Du“ der Bezeugung einer Machtstellung vorbehalten ist.
Nein. Das zunehmende Duzen von Dienstleistern muss man nicht unbedingt als respektlos auffassen. Man darf schließlich annehmen, dass die Anbieter ihre Kunden vor den Kopf stoßen wollen.
Wie gehen Cool Ager damit um?
Ganz einfach: Im sozialen Kontext bringen sie freundlich zum Ausdruck, wie sie gerne angesprochen werden möchten, denn der Ältere macht die Ansage. Kleine Einschränkung: Beruflicher und gesellschaftlicher Status schlägt Alter. Aber 60+ besitzt meist das nötige Fingerspitzengefühl.
Im Raum der sozialen Medien und menschelnden Dienstleister nehmen sie die duzende Ansprache in der Werbung langmütig hin und regen sich lieber über relevante Dinge auf, zum Beispiel, wenn der Service nicht stimmt. Im zwischenmenschlichen Kontakt mit den Verkäufern Kellner etc. darf man kräftig zurückduzen. Man kann aber auch beharrlich zurücksiezen. Kapiert das duzende Gegenüber das Siezen nicht, darf man ihm gerne eine Zeichnung machen. Aber ist nicht wirklich cool.
Hamburger Sie und Münchner Du
Ein eleganter Kompromiss ist das sogenannte „Hamburger Sie“. Man nennt sich beim Vornamen und siezt sich. Dies ist beispielsweise ein stilvolle Methode, die inzwischen erwachsenen Kinder der Nachbarn anzusprechen. Das Hamburger Sie wäre auch ein Modus für die Mitarbeiter in angelsächsisch geprägten deutschen Unternehmen, die das Du vermeiden wollen. Dem Gegenüber kann man auch eine „Sie“-Indikation geben, indem man beim Vorstellen nur seinen Nachnamen nennt. Wenn Sie dennoch mit „Du Frau Meier“ angesprochen werden, handelt es sich um das sogenannte „Münchner Du“. Und das klingt so schräg, dass es eigentlich nur lieb gemeint sein kann.