Washlet? Was ist das denn für ein Thema? Vor allem ein sehr menschliches. Um gleich mit der Klotür ins Haus zu fallen: Falls die Erneuerung oder Renovierung des haus- oder wohnungseigenen Sanitärbereichs anstehen, sollte man in die Zukunft denken. Die sieht auf den ersten Blick aus wie ein normales Klo, bis man die Tasten und Leuchtdioden entdeckt. Die futuristische Lösung zur Entsorgung der Nahrungsendprodukte lässt sich umschreiben mit: Last Exit „Washlet“.
Hightech mit Begrüßungsfunktion
Der Name ist Programm. Die Zusammensetzung aus Wash und dem Ende des Wortes Toilet beschreibt die Kombination aus Machen und Säubern in einem Aufwasch sozusagen. Nach der Erledigung des berühmten Geschäfts kommt Leben in die Schüssel. Ein Arm fährt aus und duscht von unten, wahlweise ein zweiter Arm, der alles wieder trocken föhnt. Alles passgenau einstellbar und selbstreinigend. Das Hightech-Klo kann noch mehr. Zum Beispiel ein freundliches Hallo des sich automatisch öffnenden Deckels, sobald sich der Toilettenbenutzer nähert. Oder ein anheimelndes Schummerlicht für den nächtlichen Toilettengang, bei dem es sich im Sinne des guten Weiterschlafens verbietet, eine wachmachende Palastbeleuchtung einzuschalten. Oder eine angenehm erwärmte Brille.
Umdenken gefällig?
Erste und meist auch letzte Reaktion in Deutschland, wo der Toilettenstein als das höchste der hygienischen Gefühle gilt und selbst das normale Bidet selten anzutreffen ist, vom Dusch-WC ganz zu schweigen: Wer braucht denn so was, noch dazu für ein erkleckliches Sümmchen, das auch für eine Pauschalreise reichen würde? Toilettenpapier tut’s doch auch. Im Prinzip richtig.
Komfort und Unabhängigkeit
Aber mal abgesehen vom (ärztlich bestätigten) hygienischen Mehrwert bietet das Washlet den wohl größten Vorteil bei Bewegungseinschränkungen seines Benutzers. Wenn das WC automatisch für intime Sauberkeit sorgt, ist der ältere bewegungseingeschränkte Mensch nicht auf fremde Hilfe angewiesen. So kann ein Hightech-Klo eines Tages nicht nur Komfort, sondern auch Unabhängigkeit bedeuten. Als weitere innovative Multifunktionen der Superklos sind Blutzuckermessung im Urin oder Sprachsteuerung zu erwarten.
Kulturgeschichte des Klos
Wer noch Probleme mit dem Umdenken hat, darf sich daran erinnern, dass das gewisse Örtchen in der Menschheitsgeschichte immer mal neuen Standards weichen musste. Noch erhalten sind einige der steinernen Gemeinschaftslatrinen im alten Rom, wo man tat, was man unter der Toga so tun musste, vermutlich mit dem Nachbarn schwätzend. Das Ritterfräulein begab sich in seiner Burg zu einem bestimmten Erker, wo die Reste der mittelalterlichen Verdauung am Gemäuer entlang in den freien Fall Richtung Burggraben übergingen. In der Neuzeit übertrafen sich die Baumeister mit prunkvollen Palästen und Schlössern, im Sanitärbereich war man mit Brett oder Stuhl überm Kübel zufrieden. Schließlich wurde in England das Wasserklosett erfunden, doch es brauchte Jahrzehnte bis zum Mainstream.
Hygieneweltmeister Japan
Weltmaßstab in Sachen Toilettenhygiene ist heute Japan, wo man eine sehr genaue Vorstellung von rein im Gegensatz zu unrein hat und die Bezeichnung Washlet kreiert wurde. (Der hochtechnisierte Spülvorgang mit Drehbewegung trägt außerdem sehr zu Recht den Namen Tornado Flush.) Dort hat das Dusch-WC einen wahren Siegeszug angetreten.
Bei aller Vorbildfunktion in Sachen Toilettenkultur werden allerdings mindestens zwei typische japanische Klo-Utensilien in Europa wenig Chancen haben: die Toilettenpantoffeln sowie ein seltsames Gerät mit Lautsprecher. Um die als peinlich empfundenen Geräusche der Toilettenbenutzung zu überdecken, betätigen Japanerinnen ständig die Spülung; Wasserverschwendung ist die Folge. Also wurde ein Gerät erfunden, das das Wasserrauschen imitiert: Otohime, zu deutsch Geräuschprinzessin.
Einen Überblick über die Voraussetzungen und Möglichkeiten zur Steigerung des sanitären Fortschritts und Ihres persönlichen Komforts finden Sie hier.