Sind Sie ein Silver Surfer? Schön, dass Sie online sind. Wenn Sie das hier lesen, haben Sie den Weg ins Internet gefunden. Doch das ist längst keine Selbstverständlichkeit.
Es gibt intelligente Menschen, die hatten immer folgende klare pauschal negative Meinung: Medien und ihre ständigen Neuerungen seien was für einfache Gemüter. Man selber habe was Besseres zu tun. Hat auch gut funktioniert, als aus dem unschuldigen Fernseher eine Glotze wurde – mit 24 Stunden-Programm und Reality-TV.
Dann kamen die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, und der ein oder andere Bildungsbürger konstatierte reflexhaft: Von dieser E-Mail-Sache halte ich gar nichts. Bis die E-Mail-Sache die Welt eroberte.
Verweigerung und Angst
Viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte beziehen die vertraute Anti-Technik-Denke auf die Internet-, App- und Smartphone-Welt. Der Tenor: Früher war Älterwerden ja noch so einfach et cetera pp. Sie kokettieren damit, dass sie ein Handy von anno dazumal hätten, das Internet möglichst meiden wie die Pest, garantiert nicht zu googeln seien und sich dem Terror des ständigen Updatens niemals unterwerfen werden.
Das mag man respektieren, aber nicht unbedingt schlau finden. Die digitale Entwicklung durchdringt unsere Leben derart intensiv, dass Verweigerer oder Ängstliche leicht ins Abseits geraten. Kein Mensch will eines Tages andere um Hilfe bitten müssen, um ein Bahnticket zu buchen. Dabei ist es gerade die Generation 60+, der die elektronische Technikrevolution das Leben erleichtert.
Cool Ager nutzen die neuen technischen Möglichkeiten nach Bedarf:
- 60+ und Rücken (oder sonstige Bewegungseinschränkungen): Online einkaufen und liefern lassen
- 60+ und Genießen: Tickets, Taxi, Reservierung im Netz
- 60+ und Mobilität: Fahrkarten, Flugticket- und Hotelreservierungen
- 60+ und Schlagfertig bleiben: Gehirnjogging-App und gut gemachte Spiele
- 60+ und Budget: Sharing-Angebote nutzen
- 60+ und 60+: Auf Dating-Portalen lässt es sich bequemer umschauen als in Nachtclubs
Der Mix macht’s
Das heißt natürlich nicht, dass Offline-Aktivitäten und –Angebote eingeschränkt werden sollen. Und selbstverständlich kann die Online-Welt eine Herausforderung bedeuten für die Generation 60+, die aufgrund ihres Geburtsdatums nicht zu den sogenannten Digital Natives gehört. Aber Angst oder Unwissen (was oft hinter zur Schau gestelltem Desinteresse steckt) müssen niemanden aufhalten. Wo ein Wille ist, ist auch ein Lernprozess auf dem Weg zum Silver Surfer.
Nie zu alt fürs Internet
Selbst die Unbedarftesten und Verzagtesten können es schaffen – zum Beispiel mit Kursen in Volkshochschulen, Senioren-Initiativen, Internetcafés für ältere Menschen, wo entschlossene Mitstreiter der eigenen Altersgruppe anzutreffen sind. Weitere Optionen zur digitalen Unterstützung sind private Initiativen, studentische Computerdienstleister und Familienmitglieder, die nicht nur toll surfen, sondern auch das Surfen erklären können.
Ist man erst mal drin, bietet das Internet selbst das ganze Füllhorn mit Informationen fürs digitale Weiterkommen. Einen guten Überblick darüber, wie sich ältere Semester mit dem Online-Dasein vertraut machen können, gibt die Broschüre „Nie zu alt fürs Internet„ des Bundesfamilienministeriums.
Allerdings sollten Benutzer und Benutzerinnen von Internet und sozialen Medien sich kontinuierlich informieren, um zwischen seriösen hilfreichen oder auch unterhaltsamen Inhalten einerseits und reißerischen, manipulativen oder betrügerischen „Nachrichten“, Aufrufen et cetera unterscheiden zu können.
Schutz der Daten
Selbstverständlich ist es beim Silver Surfen wichtig, sich auch über den Schutz vor Abzocke im Internet und Datenmissbrauch auf dem Laufenden zu halten. So bietet beispielsweise das Service-Portal „Silver Tipps – sicher online“ Informationen für die Silver Surfer zur sicheren Nutzung des Internets .
Noch ein Grund, sich nicht vor den Digital Natives zu verstecken: Eine Studie zur Mediennutzung von Jugendlichen zeigt, dass es den Menschen nicht unbedingt voranbringt, die neuen Techniken lediglich instinktiv und intensiv zu nutzen. Die kompetente Mediennutzung erfordert zusätzlich Zielsetzung, Planung, Perspektive, Kritikfähigkeit und Lebenserfahrung. Also: Klarer Vorteil für 60+!