In der Pandemie hat sich der Kinderspruch Nach dem Klo und vor dem Essen Händewaschen nicht vergessen als völlig unzureichend disqualifiziert. Vielmehr gilt das Gebot der sorgfältigen Handhygiene. Aber was ist das eigentlich? Händewaschen bis zum Umfallen, könnte man meinen. Viel besser: Händewaschen, ohne die Haut zu zerstören.
Händewaschen ist keineswegs so banal, wie es sich anhört. Wir haben jetzt gelernt, dass es einen erheblichen Beitrag zur Eindämmung von Infektionskrankheiten darstellt, und besuchen möglichst oft das Waschbecken. Aber Vorsicht: Die Haut hat einen natürlichen Säureschutzmantel, ihre Hautflora, die durch Händewaschen angegriffen wird. Wasser und alkalische Seife sind Säuregegenspieler. Sie lösen Lipide aus der Haut und die Hornschicht quillt auf. Wie bei einem Wüstenboden können nach dem Verdunsten der Feuchtigkeit Risse entstehen.
Haut wird sauer, wenn sie nicht mehr sauer ist
Diese Barriereschäden findet die Haut gar nicht gut und beginnt mit der körpereigenen Rückfettung. Sie baut sich ihr leicht saures Milieu in einem aus Schweiß- und Talgdrüsen gebildeten Wasser-Fett-Film wieder auf. Dazu braucht die Haut allerdings Zeit. Die hat sie oft nicht, wenn in Zeiten einer Krankheitswelle viel häufiger gewaschen werden muss. Und bei sehr trockenem Hauttyp klappt das Rückfetten noch weniger. Die ausgetrocknete Haut fühlt sich nicht nur unangenehm an. Hautschäden jucken, tun weh und lassen Bakterien freien Lauf. Keime und Allergene können eindringen und Hautirritationen und Ekzeme hervorrufen.
Wie groß dieses Problem ist, zeigt sich bei den Menschen, die von Berufs wegen die Handhygiene sehr ernst nehmen. Man hat sofort die Chirurgin oder den Chirurgen vor Augen, die oder der sich vor der Operation gnadenlos die Haut schrubbt. Aber gerade Pflegende, die zwischen vielen Patienten und Hantierungen besonders häufig die Hände reinigen müssen, leiden unter den negativen Folgen.
Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in einem epidemiologischen Bulletin festhält, „gehören irritative und allergische Kontaktdermatitiden an den Händen zu den wichtigsten arbeitsmedizinischen Problemen bei Beschäftigten im Gesundheitswesen“. Da klingt es nicht mehr paradox, dass ausgerechnet die obersten Infektionswächter das häufige Händewaschen als ungeeignet für die regelmäßige Vorbeugung von Infektionen einschätzen. Empfohlen werden vielmehr Desinfektionsmittel, bei denen die enthaltenen Alkohole zwar auch die Hautstruktur aufbrechen, die Hautlipide aber wieder eingerieben werden.
Die Empfehlung gilt aber nur für professionelle Gesundheitshelfer. Uns Normalsterblichen sei weiterhin das regelmäßige Händewaschen ans Herz gelegt, zumal dies nachweislich Viren und Co. verabschiedet, sofern man Folgendes macht:
- Temperatur: Fließendes Wasser auf angenehme Temperatur stellen. (Masochistischer Händekochwaschgang bringt keinen Zusatznutzen.)
- Technik: Seife gründlich einreiben, in die Handflächen, in die Handrücken, aber auch in Fingerzwischenräume, jeden einzelnen Finger, die Fingernägel, die Haut unter den Ringen und um die Handgelenke. Der perfekte Handwäsche erklärt die WHO in einem Poster.
- Dauer: Dabei zwanzig bis dreißig Sekunden abzählen oder zweimal Happy Birthday summen (Empfehlung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).
- Sauberes Ende: Hände gründlich mit Wasser abspülen. Wasserhahn auf öffentlichen Toiletten mit Papierhandtuch oder Ellbogen schließen.
- Handtuch: Hände gründlich abtrocknen, damit keine Feuchtigkeit auf der Haut bleibt. In öffentlichen Waschräumen mit Papierhandtuch, zuhause mit dem eigenen Handtuch, das regelmäßig 60 bis 90 Grad heiß gewaschen wird. Lufttrocknen dehydriert die Haut zusätzlich.
Vorsicht Seife
Doch sollte man nicht nur wissen, wie man Hände wäscht, sondern auch wie man Hände schützt. Das fängt mit der Seife an. Zumindest zuhause können wir dafür sorgen, das ein hautschonendes Produkt verwendet wird.
Seifen enthalten neben Tensiden als eigentliche Waschsubstanzen oft Konservierungs- und Hilfsstoffe. Auf alles kann die Haut gereizt reagieren. Als hautfreundlich schätzt das RKI am ehesten Handwaschprodukte auf der Basis von Zuckertensiden ein.
Das natürliche Säuremilieu der Haut hat einen bestimmten pH-Wert, durchschnittlich beträgt er 5,5. Das Kürzel pH steht für das lateinische potentia Hydrogenii, was Konzentration von Wasserstoffionen bedeutet. Nach dem pH-Wert auf einer Skala zwischen 0 und 14 wird eine Eigenschaft von sauer (niedriger pH-Wert) bis basisch beziehungsweise alkalisch (hoher pH-Wert) gemessen. Eine Seife mit einem pH-Wert 9 zum Beispiel ist stark alkalisch und zerstört den Säureschutzmantel der Haut.
In Drogerien und Apotheken findet man sogenannte pH-neutrale Seifen. Neutral soll hier bedeuten, dass diese Produkte dem pH-Wert der Haut entsprechen. Diese Seifen, die keine sind, heißen Syndets, von englisch synthetic detergents. Auch sie waschen Viren und andere infektiöse Übeltäter weg.
Die Berufsgenossenschaften des Gesundheitswesen empfehlen fürs Händewaschen saure Waschprodukte. Wie „echte“ Seife gibt es sie in flüssiger und fester From. In Waschräumen öffentlicher Gebäuden sind flüssige Waschprodukte den festen vorzuziehen, in Krankenhäusern sind sie vom RKI sogar vorgeschrieben. Zuhause kann man statt der Flüssigprodukte auch das ergiebigere feste Syndet-Waschstück nehmen.
Waschen und Desinfizieren?
Was bringt es, wenn noch Desinfektion hineingemischt ist? Ob Seifen oder Syndets – als antibakteriell oder antimikrobiell wirksam ausgelobte Produkte können laut RKI „im Einzelfall die Wirkung steigern, haben aber keinen erwiesenen Zusatznutzen gegenüber normalen Seifen, dagegen möglicherweise irritative, allergische und umweltbelastende Nebenwirkungen“.
Ausdrücklich abgeraten wird von Produkten mit dem antimikrobiellen und allergieverdächtigen Inhaltsstoff Triclosan.
Viele Menschen haben sich mit Desinfektionsmittel für den Privatgebrauch eingedeckt. Wenn weit und breit weder Wasser noch Seife aufzutreiben sind, gilt die Handdesinfektion aus dem Fläschchen als nützlich. Handdesinfektion wird empfohlen, wenn Familienmitglieder an einer Infektionskrankheit erkrankt sind sowie vor und nach dem Betreten eines Krankenhauses oder Pflegeheims, wo die entsprechenden Behälter meist angebracht sind. In der Kombination mit Händewaschen gilt zu beachten:
Nach dem Händewaschen sollte man mit dem Desinfizieren noch ein paar Minuten warten, da die vorhandene Restfeuchtigkeit in der Hautoberfläche die Wirkung des desinfizierenden Alkohols abschwächen kann. Desinfizieren vor dem Händewaschen gilt als wenig sinnvoll.
Da die Haut beim Händewaschen ja buchstäblich ihr Fett wegkriegt, muss sie es so schnell wie möglich zurückbekommen. Am besten, bevor das Trockenheitsgefühl überhaupt entstehen kann. Zum Glück gibt es Handcremes. Aber das Angebot ist riesig. Worauf sollte man achten?
Auch wenn sie noch so verführerisch duftet – Parfüme muss die persönliche Lieblings-Handcreme nicht enthalten. Industriechemische Inhaltsstoffe wie Parabene, Silikone, Farbstoffe, Mineralöle oder Mikroplastik erst recht nicht.
Creme ist nicht gleich Creme
Worauf es ankommt, sind die rückfettenden Eigenschaften des Handpflegeprodukts. Je nach Fettgehalt lassen sich drei Produktarten unterscheiden: Lotion, Creme und Salbe.
- Lotionen werden eher für den Körper verwendet, da sie für die Handpflege zu wenig Fett enthalten. Häufiges und falsches Duschen kann übrigens ebenfalls Hautprobleme verursachen. Wie man’s richtig macht, lesen Sie hier.
- Aber auch die Rezepturen von Cremes sind recht unterschiedlich. Wie gehaltvoll die Creme sein muss und wie gut sie in die Haut einzieht, findet man wohl am besten durch Ausprobieren heraus. Die Creme sollte die Haut mit einer einzigen Anwendung nach dem Waschen zufriedenstellen. Fühlt sich die Haut noch zu trocken an, ist die Creme zu leicht und man muss mehrmals nacheinander cremen.
- Salben bleiben länger auf der Haut liegen und eignen sich besonders für die abendliche Handpflege vor dem Zubettgehen.
Wann muss man cremen?
Die Antwort ist einfach: Immer wenn die Haut in Gefahr ist, das heißt sofort nach jedem Händewaschen. Also: Nie ohne meine Handcreme.
Dieser Artikel enthält medizinische Hinweise. Er ersetzt in keiner Weise die Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
English Version
How to wash your hands without wrecking them
In the pandemic, the children’s motto „After the toilet and before eating, wash your hands“ has been disqualified as completely inadequate. Instead, the commandment of careful hand hygiene applies. But what is that actually? Washing your hands until you drop, you might think. Much better: Washing hands without destroying the skin.
Washing hands is by no means as banal as it sounds. We have now learned that it makes a significant contribution to the control of infectious diseases, and we visit the sink as often as possible. But be careful: the skin has a natural protective acid mantle, its skin flora, which is attacked by hand washing. Water and alkaline soap are acid antagonists. They dissolve lipids from the skin and the corneous layer swells. As with a desert soil, cracks can form after the evaporation of moisture.
The skin does not like this barrier damage at all and starts with the body’s own re-fattening. It rebuilds its slightly acidic environment in a water-fat film formed by sweat and sebaceous glands. However, the skin needs time for this. Often it does not have this time if the skin has to be washed much more frequently during an epidemic. And with very dry skin types the refattening process is even less successful. Dry skin not only feels unpleasant. Skin damage itches, hurts and allows bacteria to run free. Germs and allergens can penetrate and cause skin irritations and eczema.
The extent of this problem can be seen in people who take hand hygiene very seriously at work. One immediately imagines the surgeon scrubbing his or her skin mercilessly before the operation. But especially nurses, who have to clean their hands very often between many patients and operations, suffer from the negative consequences.
As the Robert Koch Institute (RKI) states in an epidemiological bulletin, „irritant and allergic contact dermatitis on the hands is one of the most important occupational health problems for health care workers“. So it no longer sounds paradoxical that the chief infection guards consider frequent hand washing to be unsuitable for the regular prevention of infections. Rather, disinfectants are recommended where the alcohols contained in them break up the skin structure but the skin lipids are rubbed in again.
However, the recommendation only applies to professional health care workers. We normal mortals are still advised to wash our hands regularly, especially since it has been proven that this is goodbye to viruses and the like, if you do the following:
- Temperature: Set running water to a pleasant temperature. (There is no added benefit from boiling your hands.)
- Technique: Rub soap thoroughly, also in finger gaps, every single finger, the fingernails, the skin under the rings and around the wrists.
- Duration: Count off twenty to thirty seconds or hum Happy Birthday twice (recommendation of the Federal Centre for Health Education).
- Clean end: Rinse hands thoroughly with water. Close the water tap in public toilets with a paper towel or elbow.
- Towel: Dry hands thoroughly so that no moisture remains on the skin. In public washrooms with paper towel, at home with your own towel, which is regularly washed at 60 to 90 degrees. Air drying additionally dehydrates the skin.
Beware of soap
But you should not only know how to wash hands, but also how to protect hands. It starts with soap. At least at home we can make sure that a product that is gentle on the skin is used.
Apart from surfactants as actual washing substances, soaps often contain preservatives and additives. The skin can react irritated to all of these. The RKI considers hand washing products based on sugar surfactants to be the most skin-friendly.
The natural acid environment of the skin has a certain pH value, on average it is 5.5 The abbreviation pH stands for the Latin potentia Hydrogenii, which means concentration of hydrogen ions. According to the pH value on a scale between 0 and 14, a substance is measured from acidic (low pH value) to basic or alkaline (high pH value). A soap with a pH value of 9, for example, is strongly alkaline and destroys the acid mantle of the skin.
In drugstores and pharmacies you can find so-called pH-neutral soaps. Neutral here means that these products correspond to the pH value of the skin. These soaps, which are not soaps, are called syndets, from English synthetic detergents. They also wash away viruses and other infectious offenders.
The professional associations of the health care system recommend „pH-neutral“ synthetic washing products for hand washing. Like „real“ soap, they are available in liquid and solid form. In the washrooms of public buildings, liquid washing products are preferable to solid ones; in hospitals they are even prescribed by the RKI. At home, you can also use the more economical solid Syndet wash instead of the liquid products.
Washing and disinfecting?
What is the point of adding disinfectant? Whether soaps or syndets – products advertised as antibacterial or antimicrobial effective can, according to the RKI, „in individual cases increase the effect, but have no proven additional benefit compared to normal soaps, on the other hand they may have irritating, allergic and environmentally harmful side effects“.
Products with the antimicrobial and allergy-suspicious ingredient triclosan are explicitly not recommended.
Many people have stocked up on disinfectant for private use. If neither soap nor water can be found anywhere, hand disinfection from the bottle is considered useful. Hand disinfection is recommended when family members are suffering from an infectious disease and before and after entering a hospital or nursing home, where the appropriate containers are usually placed. In combination with hand washing, the following should be observed:
After washing your hands, you should wait a few more minutes before disinfecting them, as the residual moisture in the skin surface can dilute the effect of the disinfectant alcohol. Disinfecting before hand washing is not considered to be very useful.
Since the skin is deprived of its fat when washing hands, it must get it back as soon as possible. Preferably before the feeling of dryness can even develop. Fortunately, there are hand creams. But the range is huge. What should you look out for?
No matter how tempting the scent – perfumes do not have to be in your personal favourite hand cream. Industrial chemical ingredients like parabens, silicones, colorants, mineral oils or microplastics are not necessary either.
How to find the best hand care product
What matters is the moisturising properties of the hand care product. Depending on the fat content, three product types can be distinguished: Lotion, cream and ointment.
- Lotions are more likely to be used for the body because they contain too little fat for hand care. Frequent and incorrect showering can also cause skin problems. You can read how to do it here.
- But also the formulas of creams are quite different. The best way to find out how rich the cream should be and how well it is absorbed by the skin is by trying it out. The cream should satisfy the skin with a single application after washing. If the skin still feels too dry, the cream is too light and you will have to apply it several times in a row.
- Ointments stay on the skin longer and are especially suitable for evening hand care before going to bed.
When to apply cream?
The answer is simple: Whenever the skin is in danger, i.e. immediately after each hand washing. So, never leave home without it.
This article contains medical advice. It in no way replaces the advice and treatment provided by a doctor.