Grau oder nachfärben: Was mache ich mit meinem Haaransatz?

Grau ist alle Theorie, aber wenn Friseure langfristig geschlossen haben, auch die Praxis. Was vormals beim geringsten Schimmer übertüncht wurde, stellt sich nun durch eine unübersehbare Präsenz neu zur Debatte. Noch nie lag der Gedanke so auf der Hand beziehungsweise auf der Stirn: Ich könnte das Grau rauswachsen lassen. Hier ein paar Tipps:

Jeder (meist weibliche) Mensch, der sein Grau mit einer Permanenthaarfabe zum Verschwinden bringt, trägt, ach, zwei Herzen in der Brust: Das eine schlägt fröhlich für die geglückte Vertuschung von Hinweisen, dass man altert, das andere pumpt bedenklich ungesunde chemische Formeln ins Gewissen.

Vor diesem Hintergrund fragen sich viele (meist weibliche) Menschen im besten Alter nach der coronabedingten Friseurabstinenz: Was mache ich mit dem Grau, das sich wochenlang aus meiner Kopfhaut geschoben hat und womit ich nun schon so weit gekommen bin?

Denn Grau kann einfach schön sein. Dass sogenannte Seniorenmodels richtig Geld verdienen und zeigestolze Grauträgerinnen sich im Internet unter Hashtags wie #grauehaare oder #greyhair präsentieren, lässt vermuten, dass melaninfreies Haar in der Beauty- und sonstigen Welt positiver betrachtet wird als früher. Ob das auch ein gutes Zeichen für das Altersbild einer Gesellschaft ist, wäre ein extra Thema.

Unter jüngeren Fashionistas ist Granny Hair sogar ein beliebter kunstvoll herbeigefärbter Look. Im echten Granny-Alter, in dem kein Teenager-Gesicht aus dem grauen Schopf schaut, herrscht eher Unsicherheit.

Die Frage ist hier: Wie könnte man vorgehen, wenn man sich zu der Entscheidung Graues Haar ist dir gegeben, lass es leben durchgerungen hat, aber außer dem grauen Ansatz noch jede Menge gefärbtes Haupthaar an einem herunterhängt?

Einschneidend radikal:
Grau

Wer seinen grauen Haaransatz bislang mit Käppis verdeckt oder mit Attitüde getragen hat, muss bei der radikalen Methode zirka drei Monate so weitermachen. Dann kommt der buchstäbliche Schnitt im Leben der Gefärbten. Haar wächst etwa eineinhalb Zentimeter pro Monat und nach einem Vierteljahr ist die Haarlänge für einen schicken Kurzhaarschnitt ohne Farbreste bereit. Mit der Silbermähne wird es dann aber noch dauern. Für zwölf bis 15 Zentimeter Länge braucht das Haar etwa ein Jahr.

Mit Strähnchen zaubern:

Ohne Längenverluste, aber mit viel Geschick und Zeitaufwand funktioniert die Methode, sich von der Färberei Strähnchen für Strähnchen zu verabschieden. Das ganze Haar wird nicht mehr flächendeckend gefärbt, sondern gesträhnt. Bei jedem Färben setzt der Friseur ein paar Strähnchen weniger. So kann man sich langwierig, aber sanft aus der Farbe herausmauscheln. Blondinen, die ihr Grau mit Permanentblondnuancen abgedeckt haben, sind hierbei klar im Vorteil, da die Kontraste zwischen Färbemittel und Naturgrau nicht so groß sind.

Intensiv statt permanent:

Die Ausschleich-Methode geht auch mit einer guten Intensivtönung. Idealerweise liegt dabei der Grauanteil im Haaransatz noch bei 50 Prozent oder darunter. Die Idee ist denkbar einfach: Statt der Permanenthaarfarbe wird zum Ansatzfärben eine Intensivtönung derselben Nuance verwendet. Da eine Intensivtönung nicht ins Haar eindringt, gehen bei jeder Haarwäsche Pigmente verloren. Wer seine Haare täglich wäscht, kann diese Methode vergessen. Wer es allerdings schafft, die Färbung nach und nach bis in die Längen auf Intensivtönung umzustellen, kann sie anschließend mit häufigen Haarwäschen einfach auswaschen.

Grau

Hat man die Durststrecke zwischen Farbe und Grau endlich geschafft, heißt es: Tschüss Chemie, hallo Haarschnitt. Jetzt geht es nur noch darum, das edle Silber optimal in Szene zu setzen. Ob kurzer Pixie, halblanger Bob oder lange Wellen – einfach ausprobieren. Außer bei der Radikal-Methode kann man während der Grauwerdung zumindest die gewohnte Frisur behalten. Oder man unterstreicht die graue Beauty mit einem neuen Schnitt.

Man könnte es ja mal probieren. Gefärbt ist wieder schnell. Aber dann kann keiner sagen, man hätte es nicht versucht.

4 Kommentare

und dann gab es noch die Fernseh-Moderatorin, die sich monatelang eine Perücke überstülpte, bis alles rausgewachsen war. Vielleicht eher eine Strategie für den Herbst-Winter?
Eleganter als die sportive Baseball-Cap wäre ein Seiden-Carre um den Kopf geschlungen – damit kann man sich als Cool Ager auch im Sommer überall blicken lassen

Das mit dem Kopftuch probiere ich gleich mal aus. Ansonsten bin ich doch mal wieder froh, nicht zum Fernsehen gegangen zu sein 😉

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