Der Adventskranz ist es, der uns die erste Vorfreude auf Weihnachten beschert, denn die Lebkuchen im September beim Discounter sind es sicher nicht. Am ersten Sonntag nach dem 26. November heißt es „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“. Und es darf warm ums Herz werden. Umso mehr, wenn man weiß, wie es mit dem Adventskranz eigentlich anfing.
Hamburg, 1839. Im „Rauhen Haus“, einer für die damaligen Wertvorstellungen sozialpädagogisch geradezu fortschrittlichen Einrichtung für verhaltensauffällige Jugendliche, hat der Heimleiter Johann Hinrich Wichern eine vorweihnachtliche Idee.
Licht und Festlichkeit
Der evangelisch-lutherische Theologe lässt im Betsaal ein großes Wagenrad aufhängen. Darauf stecken vier große weiße Kerzen für die vier Adventssonntage und außerdem kleine rote Kerzen für die dazwischen liegenden Werktage. An jedem Tag der Adventszeit wird eine Kerze entzündet. Diese eindrucksvolle Lichtsymbolik soll die Kinder, die aus einem widrigen sozialen Umfeld ins Heim kamen, aufs Weihnachtsfest vorbereiten.
Von Tannengrün bis Deko-Apfel
Nachdem der Lichterkranz vom Begründer der evangelischen Diakonie erfunden war, hat er sich allmählich auch bei den katholischen Christen als adventlicher Brauch durchgesetzt.
Die vier Kerzen stehen für die vier Sonntage vor Weihnachten, die wiederum die viertausend Jahre vom Sündenfall bis zum Erscheinen des Erlösers symbolisieren sollen. Im Lauf der Zeit kamen zum ordentlichen Adventskranz Tannenzweige hinzu, und die werktäglichen Kerzen verschwanden.
Inzwischen gibt es unzählige kreative Varianten der Weihnachtsdeko-Ikone: klassisch-rund, in Reihe oder asymmetrisch, minimalistisch oder üppig bunt. Anregungen, wie und womit man einen Adventskranz basteln kann, bekommt man jede Menge im Internet, zum Beispiel hier. Hauptsache, die Kerzen brennen schön und sicher und die Stimmung stimmt.
Wichern-Kranz leuchtet im Bundestag
Doch auch der original Wichern-Kranz mit – je nach Länge der Adventszeit – 20 bis 24 Kerzen ist heute noch zu bewundern: im Deutschen Bundestag, im Hamburger Rathaus, in der Hamburger Michaeliskirche, im Kieler Landtag oder am Ursprungsort „Rauhes Haus“, heute eine Stiftung.
In der eigenen Wohnung allerdings dürfte ein derart gigantischer Adventskranz spätestens kurz vor Weihnachten den vorschriftsmäßig montierten Rauchmelder zu Überreaktionen veranlassen. Was machen wir also bis zur „Ankunft“, was Advent, abgeleitet vom lateinischen „adventus“, bedeutet? Schließlich gehört das Zählen der Tage zu den schöneren „Pflichten“ der Weihnachtsvorbereitung.
Zum Glück gibt es ja noch den anderen Klassiker: den Adventskalender. Vielleicht darf es dieses Jahr einer der wieder angebotenen „nostalgischen“ Adventskalender sein. Das sind die mit vielen Engelchen und noch mehr Glitzer aus unserer eigenen Kinderzeit. Auch viel mehr als nur Deko …
English Version
Advent wreath – much more than just decoration
It is the Advent wreath that gives us the joyful anticipation of Christmas, because the gingerbread in September at the discount store is certainly not. On the first Sunday after the 26th of November it is called „Advent, Advent, a little light burns“. And it may become warm around the heart. All the more so when you know how the Advent wreath actually began.
Hamburg, 1839: In the „Rauhes Haus“, an institution for young people with behavioural problems, the director of the institution, Johann Hinrich Wichern, has a pre-Christmas idea.
Light and festivity
The Evangelical Lutheran theologian has a large wagon wheel suspended in the prayer room. There are four large white candles for the four Sundays of Advent and small red candles for the working days in between. One candle is lit every day during Advent. This impressive light symbolism is intended to prepare the children who came to the home from an adverse social environment for Christmas.
After the Illuminated Wreath was invented by the founder of the Protestant deaconry, it gradually established itself also among Catholic Christians as a custom of Advent.
From fir green to decorative apple
The four candles stand for the four Sundays before Christmas, which in turn symbolize the four thousand years from the fall of man to the appearance of the Redeemer. Over time, fir branches were added to the Advent wreath and the „working day candles“ disappeared.
In the meantime, there are countless creative variants of the Christmas decoration icon: classic round, in rows or asymmetrical, minimalist or lavishly colourful. Suggestions on how and with what to make an Advent wreath can be found on the Internet, for example here. The main thing is that the candles burn beautifully and safely and the atmosphere is Christmassy.
The Wichern wreath lights up in the Bundestag
But also the original Wichern wreath with – depending on the length of the Advent season – 20 to 24 candles can still be admired today: in the German Bundestag, in the Hamburg Town Hall, in the Hamburg Michaeliskirche, in the Kiel State Parliament or at the place of origin „Rauhes Haus“, today a foundation.
In one’s own apartment, however, such a gigantic Advent wreath should cause the properly installed smoke detector to overreact shortly before Christmas at the latest. So what do we do until „arrival“, which means Advent, derived from the Latin „adventus“? After all, counting the days is one of the more beautiful „duties“ of Christmas preparation.
Fortunately, there is another classic: the Advent calendar. Perhaps this year it may be one of the „nostalgic“ Advent calendars offered again. These are the ones with many angels and even more glitter from our own childhood. Also much more than just decoration …
2 Kommentare
noch sind ein paar Tage Zeit, um einen Adventskranz oder einen Adventskalender selbst zu basteln – vielleicht mit Gutscheinen/Anregungen für Micro-Abenteuer oder mit kleinen Aktivitäten von der Bucket List („einmal im Leben will ich….“).
Coole Idee für ganz besondere Adventskalender!