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Früher war die Tätowierung ein Muss für Verbrecher, Gangs, Matrosen und Underdogs. Irgendwann wurden Hautbilder Mode und zogen in die breite Gesellschaft ein. Warum jedermann und jederfrau ihre Haut zerstechen lassen, versuchen Psychologen zu ergründen. Die eigene Individualität betonen, etwas aussagen, ihr Inneres nach außen kehren. Oder einfach nur dazugehören, einen Trend mitmachen. Oder ein bisschen wild sein, zumal es mit Ausnahme einiger Berufssparten toleriert wird. Doch oft wissen die Träger eines Tribal-, Totenkopf-, Spinnennetz-, Anker-, Katzen- oder Schriftzeichen-Motiv gar nichts über dessen ursprünglichen symbolischen Inhalt; in bestimmten Gefängniskulturen zum Beispiel signalisiert ein Häftling mit einem Totenkopf-Motiv, dass er einen Mord begangen hat …
Persönlichkeit, Geschmack und Lebensalter ändern sich
So mancher hat also vor einiger Zeit sein Inneres nach außen gekehrt; aber was, wenn sich das Innere inzwischen geändert hat? Die Weiterentwicklung der Persönlichkeit ist einer der Beweggründe, sich eine Tätowierung entfernen zu lassen, zusammen mit der Trennung vom Partner, dessen Name auf der Haut prangt, sowie das modische Aus bestimmter Motive wie z. B. das als Arschgeweih bekannte Steißbein-Tribal oder das gute alte Kränzchen um den Oberarm. Und, seien wir ehrlich, der Gedanke ans Älterwerden wurde bei der Entscheidung fürs Leben nicht wirklich zu Ende gedacht.
Wenn die Tätowierung in die Jahre kommt
Es ist aber so: Der Mensch, die Haut und die Tätowierung altern gemeinsam. Je früher im Leben das Tattoo gestochen wurde, desto stärker zeigt sich der durch Kollagenverlust und anderer Zellerneuerung gekennzeichnete Hautveränderungsprozess und ein ehemals glanzvolles Motiv kann zur verblassten, unscharfen, unebenen Farbfläche werden. Ein Nachstechen hilft möglicherweise gegen das Verblassen, aber nicht, wenn eine Tätowierung nicht mehr zum gereiften Menschen passt.
Auch kein Spaß: Bei einer Kernspintomographie kann es durch metallhaltige Farbteile des Tattoo zu Reizungen oder sogar Verbrennungen der Haut kommen. Die starken Magnete des Geräts versetzen die Farbpartikel in Bewegung und erhitzen sie.
Gesundheitliche Risiken der Entfernung
Der Wunsch nach Entfernung der in die Jahre gekommenen Tätowierung wird wach. Auf den ersten Blick gibt es eine vielversprechende Möglichkeit, die Motive wieder loszuwerden: das Lasern. Nicht nur Mediziner bieten die Tattoo-Entfernung an, sondern auch Studios wie tattoolos et cetera. Sieht aus wie die Lösung des Problems: In mehreren Sitzungen soll das Hautbild verschwinden.
Sicher ist, dass dies schmerzhaft und kostenintensiv vonstatten geht. Wichtige Faktoren für Dauer und Gelingen einer Entfernung per Laser mögen Farbintensität und Farbzusammensetzung des Tattoos sein.
Aber auch das Alter spielt eine Rolle: Die Farbpigmente älterer Tattoos sitzen besonders tief in der Haut und sind aufwändiger zu entfernen. Keinerlei Garantie kann für rückstandsfreie und unschädliche Ergebnisse gegeben werden. Die Partikel der vom Laser zerschossenen und gelösten Farbpigmente werden nicht wie beim Abschleifen nach außen abgetragen, sondern vom Körper aufgenommen und sollen über die Lymphe abtransportiert werden. Experten vermuten die Anreicherung der Farbbestandteile in Lymphknoten, Milz und Leber. Die Behandler selbst weisen darauf hin, dass es kaum Studien gibt, wie gesundheitsschädlich der Vorgang wirklich ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat die Freisetzung von Blausäure bei der Spaltung bestimmter Farben nachgewiesen und warnt vor möglichen toxischen und zellschädigenden, sprich krebserregenden, Nebenwirkungen durch Spaltprodukte nach der Laserbehandlung (Nature 2015, The Lancet 2016).
Oder doch eine Entscheidung fürs Leben?
Im Zweifel ist es die bessere Entscheidung, zu seinem Tattoo und dessen Alterungsprozess zu stehen. Vielleicht hilft dabei der wunderbare Roman Bis ich dich finde (Originaltitel Until I Find You) des amerikanischen Erzählers John Irving, das das Thema Tätowierung intelligent und tief beleuchtet, – Tattoo-Entfernung ist hier übrigens kein Thema.
English version
Tattoo – Till the laser do us part?
In the past, tattooing was a must for criminals, gangs, sailors and underdogs. Eventually skin pictures became fashionable and moved into the wider society. Psychologists are trying to find out why everyone gets their skin tattooed. Emphasizing one’s own individuality, making a statement, turning one’s inside out. Or simply to belong, to follow a trend. Or be a little wild, especially since it is tolerated with the exception of some professions. But often the bearers of a tribal, skull, spider’s web, anchor, cat or character motif know nothing about its original symbolic content; in certain prison cultures, for example, a prisoner signals with a skull motif that he has committed a murder …
Personality, taste and age change
So some people have turned their insides out some time ago; but what if their insides have changed in the meantime? The development of personality is one of the motives for having a tattoo removed, along with the separation from the partner whose name is emblazoned on the skin, as well as the fashionable out of certain motives, such as the coccyx tribal known as the tramp stamp or the good old wreath around the upper arm. And, let’s face it, the thought of getting older was not really thought through to the end when making the decision for life.
When tattoos get old
But it is like this: the person, the skin and the tattoo age together. The earlier in life the tattoo was stung, the more the skin change process, characterized by collagen loss and other cell renewal, becomes apparent and a formerly shiny motif can become a faded, blurred, uneven colored surface. A re-stitching may help against the fading, but not if a tattoo no longer matches the mature person.
No fun either: During a magnetic resonance tomography, metal-containing color parts of the tattoo can cause irritation or even burns of the skin. The strong magnets of the device set the colour particles in motion and heat them up.
Health risks of removal
The desire to remove the aging tattoo is awakened. At first glance, there is a promising way to get rid of the motives: laser removal. Not only medical doctors offer tattoo removal, but also studios. Looks like the solution to the problem: In several sessions the tattoo should disappear.
It is certain that this will be painful and costly. Important factors for the duration and success of a removal by laser may be color intensity and color composition of the tattoo.
But age also plays a role: The color pigments of older tattoos are particularly deep in the skin and are more difficult to remove. No guarantee can be given for residue-free and harmless results. The particles of the color pigments shot and dissolved by the laser are not removed to the outside as in the grinding process, but are absorbed by the body and should be transported away via the lymph. Experts suspect the accumulation of the colour components in lymph nodes, spleen and liver. The practitioners themselves point out that there are hardly any studies on how harmful the process really is. The Federal Institute for Risk Assessment has proven the release of prussic acid during the decomposition of certain colours and warns of possible toxic and cell-damaging, i.e. carcinogenic, side effects caused by decomposition products after laser treatment (Nature 2015, The Lancet 2016).
Or a decision for life?
In doubt, the better decision is to stand by your tattoo and its aging process. Perhaps the wonderful novel Until I Find You by the American narrator John Irving, which illuminates the subject of tattooing intelligently and deeply, will help here – by the way, tattoo removal is not an issue here.